We All Looked Up

Autor*in
Wallach, Tommy
ISBN
978-3-570-40342-6
Übersetzer*in
Zeltner, Henriette
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
448
Verlag
Gattung
Krimi
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Präsident Obama verkündet, dass ein Asteroid auf die Erde zurast und mit hoher Wahrscheinlichkeit die Menschheit vernichtet. Dabei haben Peter, Eliza, Andy und Anita kurz vor ihrem Highschool-Abschluss schon genügend Sorgen.

Beurteilungstext

Peter zweifelt an seinem bisher vielversprechenden Lebensentwurf, Eliza ist seit einer Affäre mit Peter als Schlampe verschrien, erlangt aber außerhalb der Schule durch einen Fotoblog Berühmtheit. Anita hat eine vorläufige Zusage von Princeton, entflieht jedoch aus dem Streberdasein und verliebt sich in Andy, der neben Alkohol und Drogen damit beschäftigt ist, endlich Sex zu haben – mit Eliza.

Das Debut des Songwriters und Essayisten Tommy Wallach wirkt auf den ersten Blick vielversprechend. Ein turbulenter Plot, ein Setting, das Raum für existenzielle Reflexion geradezu erzwingt - da verwundert es nicht, dass die Filmrechte bereits vor Erscheinen des Buches verkauft wurden.

Die Umsetzung kann die Erwartungen jedoch nicht erfüllen. Die einzelnen Kapitel sind intern fokalisiert und heterodiegetisch erzählt, also aus der Perspektive der Figuren von einem Erzähler, der nicht Teil der erzählten Welt ist. Etwaige Überschneidungen werden dabei brav doppelt wiedergegeben, ohne ersichtlichen Mehrwert im Beschreiben. Oft wirken die Wiederholungen geradezu stümperhaft redundant. Ebenso wenig gelungen ist die Übersetzung. Da werden Idiome wörtlich (Bsp.: elephant in the (living) room) oder einzelne Wörter mangels besserer Einfälle unnötig mit Fremdwörtern übersetzt (Bsp.: adjustieren). Bei einigen Vergleichen fragt sich der Leser, ob der Übersetzer oder der Autor der Übeltäter ist, oder warum beispielsweise das offenbar als schön empfundene Haar wie ein Basketballtrikot glänzt.

Das Innenleben der Figuren gestaltet sich eindimensional und vorhersehbar. Fragt man sich, welcher Stereotyp im Ensemble der Holzschnittfiguren noch fehlt, wird er schon in die Geschichte eingebaut. Ebenso wenig wie die Figuren ergeben die Elemente des Plots ein organisches Ganzes. Lücken in der Handlungslogik werden des Öfteren völlig unmotiviert aufgefüllt.

Das philosophische Potential wird auf ärgerliche Weise verschenkt, zum Beispiel wenn die (eventuell) zukünftige Elitestudentin Anita antike Philosophen und Kant verschlingt, aus der Lektüre jedoch nur für sich gewinnt, was sie vom sympathischen aber dauerbetäubten Andy ohnehin aufschnappt. Ebenso banal erscheint eine Binnenparabel, aus der man wohl schließen soll, dass die Menschen durch das nahende Unheil zusammenrücken. Dem Buch fehlt es nicht an verrückten Ideen, aber umso mehr an Tiefe. Die Geschichte eignet sich wahrscheinlich wirklich besser für einen Film, den man mit viel Softdrink und Popcorn genießt und wieder vergisst. Für ein mehr als 400 Seiten starkes Buch trägt der Spannungsbogen um den nahenden Asteroiden zu wenig und wird durch die sich wiederholende Geschichte rund um Peters Schwester und ihre kriminellen Freunde unzureichend gestützt.

So ist man am Ende nicht nur froh, dass die Verliebten (höchstens zu ihrer eigenen Überraschung) zusammenfinden, sondern auch, dass der etwaige Einschlag des Asteroiden in wenigen Sekunden bevorsteht.

Marco Magirius

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Diese Rezension wurde verfasst von mma; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 23.06.2016