Wau Wau Miau!

Autor*in
Lacasa, Blanca
ISBN
978-3-7514-0003-9
Übersetzer*in
Bachhausen, Ursula
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Gomez, Ana
Seitenanzahl
40
Verlag
Ellermann
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2021
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Transgender wird hier kindgerecht aufgearbeitet und auf das Beispiel von Max' Hund Fabio transformiert, der sich eigentlich als Katze fühlt und lieber Katzensachen machen würde. Als Max dies erkennt und ihn als Katze anspricht, sieht er ihn das erste Mal glücklich an.

Beurteilungstext

"Fabio ist ein kleiner Hund.", beginnt das großformatige Bilderbuch. Doch er verhält sich ganz und gar nicht hundetypisch: Er holt keine Stöckchen, bellt nicht und wedelt nicht mit dem Schwanz. Dennoch ermuntern ihn Max und die weiteren Familienmitglieder immer wieder dazu. Plötzlich merkt Max, dass Fabio nachts nicht auffindbar ist. In einer Nacht verfolgt er seinen Hund heimlich und sieht, wie er sich mit Katzen trifft und alles tut, was Katzen gern mögen. Am nächsten Tag bringt er ihm ein Schälchen Milch und miaut ihm zu. "Und Fabio ist glücklich. Endlich!" Er ist glücklich, dass er endlich so wahrgenommen wird, wie er sich fühlt und die Dinge machen darf, die ihm gefallen, auch wenn sie nicht den zugeschriebenen Merkmalen entsprechen.
Dies trifft wohl auch auf viele Kinder zu, Jungen, denen vom ersten Lebenstag an Autos und Traktoren geschenkt wird, die in blaue Kleidung und Hosen gesteckt werden und von denen erwartet wird, nicht zu weich zu sein, nicht viel zu weinen und später Einsen in Mathematik zu bekommen. Andererseits sollen Mädchen natürlich brav und ruhig sein, rosa mögen und mit Puppen spielen. Wie viele Stereotype wir im Alltag den binären Geschlechtern zuschreiben ist unglaublich. Die Werbe- und Spielzeuigindustrie hat sich komplett darauf eingestellt und verstärkt die Klischees. Erfüllt ein Kind diese Klischees nicht, scheint es nicht "normal" zu sein. Doch längst nicht alle Menschen fühlen sich dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht zugehörig. Man spricht hier auch von Transgender im Gegensatz zu Cis-Geschlechtlichkeit. Im Buch wird das übertragen auf die oft als gegensätzlich wahrgenommenen Haustiere: Hund und Katze - der Hund, der sich hier als Katze fühlt, was in der Realität vielleicht etwas von der Hand zu weisen ist. Dass dies aber bei Menschen tatsächlich häufig vorkommt, wird leider nicht mehr angesprochen. Für mich wäre ein kleiner didaktischer Kommentar am Ende für die Vorleser*innen oder für Anschlusskommunikation mit Kindern hier hilfreich gewesen, damit das Buch nicht nur eine zumindest im Bild witzige und generell gefühlvolle Geschichte ist.
Erzählt wird sie mit wenig Text und malerischen Illustrationen, wobei insgesamt viel Weißraum bleibt. Insbesondere die Mimik und Körperhaltung sind gut ersichtlich, was die Gefühle der Protagonist*innen zeigt. Dass es auch Menschen (oder hier übertragen auf Tiere) fernab der binären Geschlechtszuordnung gibt, wird nicht thematisiert. Daher macht das Buch einen Anfang, hätte jedoch durchaus noch mehr Potenzial. Durch die gewählten Tiere kann es auch eher zur Ablehnung der Leser*innen kommen im Sinne von: Naja, in echt gibt es das ja aber NICHT. Die Übertragung auf Geschlechtsdiversität beim Menschen ist daher nicht ganz einfach bzw. muss begleitet werden. Das Buch kann einen Einstieg ins Thema mit entsprechender Begleitung für jüngere Kinder ab drei Jahren bieten.

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Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Naugk; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 23.10.2022