Was verborgen ist

Autor*in
Willingham, Stacy
ISBN
978-3-499-00669-2
Übersetzer*in
Jakubeit, Alice
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
400
Verlag
Rowohlt
Gattung
KrimiTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2023
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
13,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Vor genau einem Jahr ist der kleine Mason über Nacht spurlos verschwunden. Die Polizei ist ratlos, kann auch keinen möglichen Entführer ausmachen. Izzy, die seither keine Nacht mehr schlafen kann, gibt sich die Schuld, nicht ausreichend auf ihren Sohn aufgepasst zu haben. Oder hat sie ihn vielleicht sogar selbst getötet? Mit allen Mitteln versucht sie, schlüssige Antworten zu bekommen. Und ganz allmählich kommt die ebenso überraschende wie erschreckende Wahrheit zutage.

Beurteilungstext

Ist ihr vor genau einem Jahr verschwundener Sohn überhaupt noch am Leben? Diese Frage stellt sich Isabelle – kurz Izzy genannt – wieder und wieder. Einiges spricht dafür, dass der sechs Monate alte Mason ertrunken sei. Doch sein Leichnam wurde bislang nicht gefunden. Schwerwiegende Indizien deuten dabei sogar darauf hin, dass Izzy, die schon als Kind häufig schlafwandelte, ohne dass sie sich daran hätte erinnern können, selbst ihrem Sohn etwas angetan haben könnte. Letzte Beweise fehlen jedoch. Ihr Ehepartner erwartet, dass Izzy mit der ungeklärten Geschichte endlich abschließt. Er ist inzwischen aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen und lebt mit einer neuen Partnerin zusammen.
Doch Izzy sucht weiterhin mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln nach der Wahrheit. Überwachungsvideos des Babyfons deuten dabei plötzlich in eine bislang nicht verfolgte Richtung. Nach und nach fügen sich einzelne Puzzleteile zusammen. Erst spät erkennt Lizzy, dass sie sich selbst bei ihren Recherchen in akute Lebensgefahr bringt.
Stacy Willinghams Roman „Was verborgen ist“ ist ein höchst spannender Psychothriller, der entfernt an den Fall der 2007 in Portugal spurlos verschwundenen, damals 3-jährigen Maddie McCann erinnert. Nicht explizit als Jugendbuch deklariert, bietet es dennoch eine empfehlenswerte Lektüre für junge Erwachsene (besonders auch für Frauen) ab etwa 16 Jahren. Die Autorin verzichtet erfreulicherweise nahezu komplett auf eine Beschreibung spektakulärer Details, etwa eines Mordes oder einer nachfolgenden Obduktion. Stattdessen lässt sie die Protagonistin Izzy aus der Ich-Perspektive in eindrücklicher Weise die extremen seelischen Spannungen beschreiben, denen sie seit dem Verschwinden ihres Kindes ausgesetzt ist. Niemand, nicht einmal ihr Ehemann, glaubt ihrer Version des Geschehens: Warum auch sollte man die Aussagen einer somnambulen Frau ernst nehmen? Sogar Izzy selbst zweifelt mittlerweile an der eigenen Wahrnehmung. Doch sie lässt nicht locker, intensiviert vielmehr ihre Bemühungen, die Wahrheit herauszufinden.
Damit erweist sie sich nach und nach als eine ausgesprochen starke Frau, die sich von der scheinbar unwiderlegbaren Meinung ihrer Umgebung (einschließlich der polizeilichen Ermittler) ebenso wenig beirren lässt wie von der manipulativen Verhaltensweise ihres Ehemannes. Auch eine psychotherapeutische Unterstützung bleibt nahezu wirkungslos. Obwohl es ihr äußerst schwer fällt, tritt sie bei einer TrueCrime-Präsentation auf, um das ungelöste Rätsel um ihren Sohn keinesfalls in Vergessenheit geraten zu lassen. Nahezu gänzlich auf sich allein gestellt, bewegt sie sich bei ihrer Suche nach der Wahrheit mitunter auch hart an der Grenze zur Illegalität, überschreitet diese sogar. Doch sie wächst mehr und mehr über sich hinaus. Und die völlig überraschende Lösung des Falles (samt Happy End) beweist, dass ihre geradezu übermenschlichen Anstrengungen letztendlich nicht umsonst waren.
Ein spannendes Buch, das Mut macht, auch gegen heftigen Widerstand der eigenen Intuition zu folgen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 09.09.2023