Was andere Menschen Liebe nennen

Autor*in
Cremer, Andrea
ISBN
978-3-570-16355-9
Übersetzer*in
Ott, Bernadette
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
412
Verlag
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2017
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Stephen ist unsichtbar, nur die 16-jährige Elizabeth kann ihn sehen. Sie verlieben sich ineinander und gehen auf die suche nach dem Fluch, der auf Stephen lastet.

Beurteilungstext

Stephen ist unsichtbar und einsam. Seit seine Mutter, die ihn nie sehen konnte, vor einem Jahr starb, lebt er in einem Apartment in New York City. Dann zieht Elizabeth mit ihrem Bruder Laurie und ihrer Mutter in die Nachbarwohnung und kann ihn sehen. Stephen und Elizabeth verlieben sich ineinander. Nur Laurie weiß davon. Jetzt fühlt Stephen sich stark genug, seinen Vater, der mit seiner neuen Familie in Kalifornien lebt, nach der Ursache der Unsichtbarkeit zu fragen und erfährt, dass er von seinem Großvater Maxwell Arbus verflucht wurde. Elizabeth entdeckt, dass auch sie magische Fähigkeiten hat, sie kann Flüche lesen, deshalb kann sie auch als Einzige Stephen sehen. Auf der Suche nach Stephens Heilung lernt Elizabeth ihre magischen Fähigkeiten besser kennen. Die drei Jugendlichen kämpfen gegen Maxwell Arbus, die Verkörperung des Bösen. Am Ende töten sie ihn, doch Stephen bleibt unsichtbar.

Während der englische Titel „Invisibility“ auf das Besondere dieses Buches sofort hinweist, gibt es auf dem deutschen Cover keinen Hinweis auf Übernatürliches. Deshalb war ich zuerst einmal überrascht über diese interessante Idee. Wer eine lockere Sommer-Romanze in New York erwartet, die das Titelbild verspricht, könnte von dem Buch enttäuscht werden.

Ein heißer Sommer, drei Jugendliche mehr oder weniger auf sich allein gestellt, fast wie auf einer Insel. Es sind Ferien. Da Laurie und Elizabeth neu in der Stadt sind und Stephen nie zu einer Schule ging, sondern von seiner Mutter erzogen wurde, kommen andere Menschen nur am Rande vor. Drei Jugendliche, die „anders“ sind: eine kratzbürstige Zeichnerin, die magische Kräfte hat, ein Schwuler und ein Unsichtbarer. Die Protagonisten sind gut gezeichnet, andere Personen, wie Lauries Schwarm oder Elizabeths Mutter, bleiben blass.
Im ersten Viertel des Buches entwickelt sich die zarte Liebesgeschichte zwischen Elizabeth und Stephen, und bis auf seine Unsichtbarkeit gibt es keinerlei magische Andeutungen.
Danach kommt es zu einem Bruch, durch den Fluch wird der Fantasyanteil immer größer. Der Leser erfährt nach und nach die Gesetzmäßigkeiten der magischen Welt. Die erfahrene Spruchleserin Millie mit ihrem Beschützer Saul gibt Elizabeth Unterricht.
Der Fluch und Elizabeths neu entdeckte Fähigkeiten beherrschen den weiteren Verlauf der Erzählung. Dadurch gerät die Liebesgeschichte ins Hintertreffen. Stephen und Elizabeth wagen alles füreinander, ihre Gesundheit, ihr Leben. Dabei wirken sie jedoch flach.

Auch wenn keinerlei Videospiele in dem Roman vorkommen, erscheint mir der Kampf und Elizabeths Energie wie in einem Videospiel. Sie kämpft ohne Rücksicht auf eigene Verluste, als ob nur irgendwann Game over ist und sie neu beginnen kann. Mir gefällt, dass sie selbst merkt, dass sie eben nicht allmächtig oder unverwundbar ist.
Das offene Ende stellt die Frage nach einer Fortsetzung in den Raum.

Elizabeth und Stephen wechseln sich kapitelweise als Ich-Erzähler ab, so dass der Leser mit ihnen fühlen kann. Manches wirkt konstruiert. Es gibt einige Längen.

Ein lockeres Sommerbuch, für dessen 400 Seiten die Leser*innen einige Ausdauer brauchen.

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Diese Rezension wurde verfasst von est; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 21.03.2018