Warum ich Feministin bin

Autor*in
Adichie, Chimamanda Ngozi
ISBN
978-3-7373-5899-6
Übersetzer*in
Ernst, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Nas, Nursima
Seitenanzahl
68
Verlag
FISCHER KJB Sauerländer Duden
Gattung
BiografieErzählung/Roman
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als Chimamanda Ngozi Adichie neun Jahre alt war, machte sie als Mädchen eine Erfahrung, die ihren Blick auf die Welt veränderte. Denn sie wurde als Mädchen wie selbstverständlich einem Jungen untergeordnet und begann all die kleinen und großen Dinge, die Jungen auf- und Mädchen abwerten wahr zu nehmen und sich dagegen zu wehren.

Beurteilungstext

Oft ist es der Zufall, der uns mit Dingen konfrontiert, die uns ärgern und uns in unserem Denken und Tun maßgeblich beeinflussen. Genauso war es bei Chimamanda Ngozi Adichie. Als sie neun Jahre alt war, wollte sie unbedingt Klassenaufpasser werden und tat alles dafür, um die höchste Punktzahl bei einer wichtigen Aufgabe zu erreichen. Das gelang ihr zwar, aber Klassenaufpasser wurde sie trotzdem nicht, denn sie war ein Mädchen. Klassenaufpasser werden nur Jungen. So wie diese Begebenheit in ihren sehr jungen Jahren beschriebt sie viele weitere Momente, in denen Männer Dinge selbstverständlich tun oder erreichen, die Frauen und Mädchen verwehrt bleiben. Sie zeigt auf, dass es völlig normal ist, Chef einer Firma zu sein, während eine Frau missgünstig betrachtet oder sogar überhaupt nicht als solche wahr genommen würde. Denn es ist normal, dass Männer Firmen leiten, Geld ausgeben, Karriere machen, ausgehen und Spaß haben können, während Mädchen und Frauen lernen müssen, demütig zu sein, den Haushalt zu führen und für ihren Mann zu sorgen. Adichie erzählt ihre Erlebnisse sowohl in Ich-Erzählung, als auch in formeller, sachlich aufklärender Sprache. Sie klärt darüber auf, dass sich die Menschheit bedeutend entwickelt hat, aber dass unsere Vorstellungen von Geschlechterrollen zurückgeblieben sind. Es gibt etwas mehr Frauen auf der Welt als Männer, dennoch sind die meisten Positionen mit Macht, Geld und Ansehen von Männern besetzt. In Lagos, Nigeria, im Heimatland der Autorin, dürfen Frauen viele Bars und Clubs nur in Begleitung eines Mannes betreten. Sie beschreibt eindringlich die Gefühle, die amerikanische Freundinnen von ihr in Führungspositionen hatten, als diese in konfliktgeladene Situationen mit männlichen Kollegen gerieten und wie schnell Frauen als aggressiv gelten, wenn sie sich ebenso strikt verhalten wie Männer in dergleichen Position. Denn Frauen werden dazu erzogen, beliebt zu sein, gemocht zu werden und niemals aggressiv oder noch schlimmer zickig zu wirken.
Im Laufe ihres Buches ändert sich ihre Erzählweise, denn sie beschreibt nicht mehr was ihr widerfahren ist, sondern ihre Hoffnung, die Welt zu verändern, indem Eltern die Sicht- und Erziehungsweise auf ihre Kinder ändern. Sie beginnt damit, von der Hoffnung zu erzählen, die sie hat, wenn "Jungen und Mädchen nicht mit Blick auf Begriffe wie Männlichkeit und Geld erzogen würden", wenn Mädchen lernen ehrgeizig und erfolgreich zu sein. Und wenn ein "Nein" von Frauen genauso bedeutsam ist, wie das "Nein" eines Mannes.
"Warum ich Feministin bin" ist ein Buch, das mit einem sorgfältigen Blick auf Kultur und Erziehung zum Nachdenken anregt. Obwohl sich vieles auf nigerianische Kultur und Sichtweisen bezieht, ist es auch für junge Menschen hier ein gutes Buch, das über die Problematik und die Stigmatisierung von Feminismus aufklärt. Es ist leicht verständlich für junge Leser*innen geschrieben und richtet sich sowohl an Mädchen als auch an Jungen und deren Eltern. Denn an unserem Verhalten und unserem Blick auf Jungen und Mädchen können wir nur gemeinsam etwas ändern.
Die Illustrationen von Nursima Nas machen dieses Buch zu einem sehr besonderen Blickfang, denn ihre Zeichnungen sind klar und sehr farbenfroh. Menschen wirken wie fotografiert und es ist wunderschön, sich die ausdrucksstarken Gesichter der abgebildeten Frauen anzuschauen. Bereits das Cover zieht mit Glanzlackelementen Blicke auf sich, die im Bucheinband vertieft werden. Denn schwarz/weiße Kugeln auf rotorangem Hintergrund fordern sofort die volle Aufmerksamkeit der Betrachter*innen ein und man beginnt schnell in das Buch hinein zu blättern und zu lesen. Das fällt sehr leicht, denn der Text wird durch viele Absätze unterbrochen, die Schrift ist in verschiedenen Schriftarten und Größen gedruckt. Durch diese Abwechslung merkt man kaum, wie schnell einen dieses Buch in seinen Bann zieht.
Chimamanda Ngozi Adichie ist mit diesem Buch ein sehr empfehlenswertes Kinder- und Jugendbuch gelungen, dass den Blick unverblümt und klar auf Mädchen und Frauen richtet und das politisch, kulturell und gesellschaftlich aufklärt.

Anmerkung

Dieses Buch eignet sich als Unterrichtslektüre in Ethik oder Deutsch in der 4. oder 5. Klasse.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von box; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 12.04.2023