Wagner

Autor*in
ISBN
978-3-86873-588-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Scuderi, Flavia
Seitenanzahl
48
Verlag
Knesebeck
Gattung
BiografieComic
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mit den Wörtern ""maßlos und zugleich äußerst widersprüchlich"" ist der Charakter von Richard Wagner wenigstens angedeutet. Die Graphic Novel benutzt den Bewunderer Hans von Bülow, um den Lebensweg von Wagner von außen zu begleiten, Wagner selbst stellt sie in Dialogen mit den weiteren Handelnden vor. Der schwarze Hintergrund aller Seiten schafft eine düstere Atmosphäre, die dann und wann durch fallendes Herbstlaub verstärkt wird.

Beurteilungstext

An Richard Wagner scheiden sich die Geister. Die einen sind gefangen von seiner Musik, der Bombastik wie der leisen Töne, gefangen von den Themen und der Behandlung, gefangen von der Kraft dieses Menschen, der offensichtlich seine Präsenz nicht betonen musste. Wenn er im Raum war, war Wagner da. Die anderen verweisen auf seine Erfolglosigkeit, die enormen Schulden, die er auch Freunden nicht zurückzahlte, verweisen auf seinen Antisemitismus (der allerdings zu Wagners Zeit nicht ungewöhnlich war) und das Ausnutzen bis Ausbeuten von Freundschaft und Freunden, das selbst bei seinen Liebschaften mit den Ehefrauen seiner Gönner und Bewunderer haltmachten.
Wir befinden uns in einer Welt des Umbruchs. Der Versuch, 1848 eine deutsche Republik zu gründen, frei zu werden von der Bevormundung des Adels (für Wagner stand der König als oberster Herr der Nation allerdings nie zur Disposition). Sein Einsatz mit ""aufrührerischen"" Reden ist dann einer der Gründe, für den häufigen Wechsel des Wohnorts: Dresden, Freiberg, Paris, Venedig, Bieberich, Wien, Stuttgart, Bayreuth ...

Das Buch verweist mehr als einmal auf die App ""Wagnerwahn"" für iPad und iPhone, die die Graphic Novel mit Musik unterstreicht und Animationen bietet, Filmclips, Quellen. In die Bilder des vorliegenden Buches im Großformat muss man sich ein wenig einschauen. Der Text ist ziemlich klein in abgesetzte Rechtecke gedruckt, leicht gelb unterlegt, wenn Hans von Bülow berichtet, weiß, wenn aus dem Off berichtet und dialogisiert wird. Nicht immer ist sofort deutlich, welche Person gerade gezeichnet wurde, und manchmal benötigt man auch den Text dazu. Wagner selbst ist durch seinen Kinn- und Backenbart jedoch immer sofort erkennbar, Hans von Bülow an seine auffällig andere Frisur.
Der Inhalt ergreift Partei für Wagner, lässt die Frauen den Ehebruch begehen, den er selbst nicht forcierte, aber annahm. Um aus den armen Verhältnissen zu entfliehen, nimmt er gern das Geld von Förderern und Mäzenen, gegen Ende vor allem das von Ludwig II von Bayern, fühlt sich diesem aber genauso wenig verpflichtet, wie allen anderen Menschen.
Am Ende des Buches nehmen der Autor Andreas Völlinger und die Illustratorin Flavia Scuderi Stellung zu ihrer Arbeit, indem sie Richard Wagner noch einmal kurz charakterisieren und zur Entstehung der Bilder Beispiele anführen: von der Skizze über das fertige Schwarzweiß-Bild bis zur Kolorierung.

Wer das Buch liest und die Bilder schaut, tut gut daran, dabei wenigstens leise (falls das geht) Wagner-Musik zu hören. Vielleicht gehört er nicht zu denen, über die ""der Meister"" nach der Erstaufführung des ""Ring""s schimpfte: ""Wer von denen [Anmerkung: Honoratioren] war wirklich wegen des Werkes da? Und wer hat es verstanden? Konnte es überhaupt jemand in seiner wahren Form begreifen? Mit dieser Unvollkommenheit in Gesang und Darstellung? Dem ungenügenden Orchesterklang, Richter [Anm.: Dirigent] Tempi-Problemen ... der katastrophalen Bühnentechnik?"" Beide Richtungen in der Kritik hört man auch heutzutage hier und dort, wenn von den Aufführungen in Bayreuth die Rede ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010