Vor uns das Meer: Drei Jugendliche. Drei Jahrzehnte. Eine Hoffnung

Autor*in
Gratz, Alan
ISBN
978-3-446-26613-1
Übersetzer*in
Piel, Mertixell Janina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
304
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München/Wien
Jahr
2020
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Drei Jugendliche machen sich mit ihren Familien auf den Weg aus der Heimat in ein neues Leben. Bei aller Unterschiedlichkeit verbindet sie doch sehr viel!

Beurteilungstext

Josef muss mit seinen Eltern und seiner Schwester 1939 aus Deutschland fliehen, weil sie als Juden nicht mehr willkommen sind. Auf der St. Louis reist er nach Kuba, wo er auf ein neues Leben in Sicherheit hofft. Isabel hingegen ist 1994 mit ihren Eltern, ihrem Großvater und den Nachbarn auf einem selbstgebauten Boot unterwegs von Kuba in die USA. Auch für sie ist ihre Heimat nicht mehr sicher. Mahmoud flieht mit seinen Eltern, der Schwester Hana und dem Bruder Walid 2015 aus dem zerstörten Aleppo in Syrien, um in Deutschland eine neue Heimat zu finden. Alle drei verbindet die Verzweiflung angesichts existenzieller Bedrohungen, aber auch die Hoffnung auf ein besseres Leben. Alls drei müssen extreme Entbehrungen in Kauf nehmen, alle drei begleitet der Tod, alle drei erleben Hilfe, Zuwendung, Ablehnung und Elend, alle drei verlieren viel, wachsen an den Erlebnissen... und alle drei Geschichten verlaufen sehr unterschiedlich.
Alan Gratz erzählt ineinander verschachtelt drei Fluchtgeschichten aus den letzten 100 Jahren, die bei aller gesellschaftlicher und politischer Differenz doch erstaunlich viele Parallelen aufweisen. Alle basieren auf wahren Ereignissen, zum Teil auch auf verbürgten Schicksalen, auch wenn die Figuren fiktional sind. Und trotz der großen räumlichen und zeitlichen Entfernung, verknüpfen sich die Schicksale. So wird Josefs Heimat Deutschland, aus der er fliehen muss, für Mahmoud zum Sehnsuchtsort, Isabels Großvater Lito erinnert sich auf dem Boot daran, wie er als junger Polizist die jüdischen Flüchtlinge in Havanna abweisen musste und es gelingt ihm endlich, die Verantwortung zu übernehmen, die er damals nicht tragen konnte, und Mahmoud begegnet am Ende der Reise Menschen, die viel früher ähnliche Erlebnisse wie er erfahren haben und den Bogen zurück schlagen. Dabei zeigt Gratz nicht nur, dass Flucht und Migration zu allen Zeiten viel verbindet, sondern er arbeitet auch heraus, dass – egal ob man flieht oder Flüchtenden begegnet – die Schicksale nicht nur in der Gegenwart relevant sind, sondern das ganze Leben prägen und Menschen verändern. Die geschickte Verknüpfung realer faktualer Inhalte, medialer Ikonen und narrativer Schicksale – und deren überzeitliche Verstrickung – erzeugt eine Eindringlichkeit, der man sich beim Lesen nicht entziehen kann. So berührt das Buch tief. Es erzeugt eine Betroffenheit, die weit über das konkrete Schicksal hinausreicht und andeutet, dass wir alle Betroffene sind – und sein können. Das schafft Gratz, indem er die konkrete Anklage mit der Hoffnung verbindet, die auch da noch dominant bleibt, wo das Leben der Protagonist:innen endet; aber neues beginnen kann. Ungeschönt erzählend überlässt der Autor seine Lesenden nicht der Verzweiflung, sondern er zeigt, dass so lange Hoffnung berechtigt ist, wie Menschen sich berühren lassen und Verantwortung übernehmen. Ein ungemein eindringliches und politisches Buch... Sehr zu empfehlen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 27.07.2021

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