Vor den Toren von Byzanz

Autor*in
ISBN
978-3-407-79860-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Knorr, Peter
Seitenanzahl
240
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2003
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Martis, der elternlose Hirtenjunge, Gauklerjunge und Seiltänzer begleitet Pater Kosmas auf der Pilgerreise vom Abendland ins Morgenland und gerät dabei unfreiwillig in die Machtkämpfe seiner Zeit. Vor den Toren von Byzanz offenbart der Pater endlich, dass sie eine brisante politische Mission zu erfüllen haben: Sie sollen das Maforion, das Schleiertuch der Jungfrau Maria, aus einem geheimen Versteck holen - eine Reliquie, die dem Stauferkaiser Friedrich zu mehr Macht gegenüber Papst Gregor verhelfen würde. Aber deshalb sind auch Oettinger Ritter hinter dem Maforion her….
Martis Gedanken gehen auf dem langen und gefahrvollen Weg immer wieder zu Linori, dem Roma-Mädchen. Mit ihr hat er eine kurze, aber große Liebe erlebt und sucht nach ihr. Nach dramatischen Ereignissen findet er Linori , und auch die Reliquie gelangt in die richtigen Hände.

Beurteilungstext

Mit diesem Werk ist dem Autor ein bilderreicher und spannender Abenteuer-Roman gelungen, der vom Alltag und den Glaubendwirren der damaligen Zeit erzählt.
Sehr fesselnd beschreibt uns Herr Zitelman die mittelalterliche Zeit mit dem Aussehen der verschiedenen Länder und deren Gepflogenheiten, die Martis und Pater Kosmas durchstreifen. Er lässt uns sehr glaubhaft an deren Erlebnissen teilhaben. Freude und Schmerz, Angst und Schrecken, sowie geselligen Treiben der Hauptfiguren sind nachvollziehbar. Der beschriebene oft raue Umgang mit Menschen, die ständige Lebensgefahr, die dürftigen medizinischen Anwendungen und Möglichkeiten, die primitive Lebensweise (Kleidung, Nahrung, Behausung, Benehmen, Moral) - all das vervollkommnet das Verständnis. Das Leben galt nicht viel und konnte schnell "ausgelöscht" werden, ganz willkürlich.
Außerdem erhält der Leser einen Einblick in die Glaubensgeschichte - teilweise auch Verdummung der Menschen im Mittelalter. Doch in der Zeit Martis gibt es auch die Albigenser/Katharer , die Bogomilen des Balkans - alles Leute, denen die Heilsgewissheit der Kirche nicht genügte, die sozusagen auf eigenen Faust Theologie trieben. Auch die Aura um den Papst ist eine andere als unsere heutige. Den Lesern dieses Buches begegnen jene Sekten, wie die Kirche sie diskriminierend nannte, auf vielen Seiten. Der Normalbürger fand sein Seelenheil hauptsächlich im Sakrament und bei den Heiligen. Und Letztere waren präsent in den Reliquien. Jedes Gotteshaus, jedes Kloster, jede Kapelle besaß wenigstens eine davon.
Wir begegnen hier einem regelrechten Reliquien-Fundamentalismus. Das Buch versucht , uns die Gedankenwelt von damals zu verdeutlichen. Es erzählt von der abenteuerlichen Suche nach dem Maforion. Ein Königreich und noch mehr war das Kopftuch Marias wert, mit keiner anderen Kostbarkeit zu vergleichen.
Dem Autor gelingt es, ein Stück Geschichte / mittelalterliches Zeitgeschehen in einem Abenteuerroman zu integrieren und somit Wissen und Tatsachen zu verbreiten, ohne belehrend zu wirken oder als Sachbuch verstanden zu werden. Der Leser erlebt diese mittelalterliche Zeit verständlich nachvollziehbar und somit auch einprägsam.
Auch der Gehorsam/ Gewissenskonflikt/ die Ergebenheit und Gebundenheit an einem Schwur sind sehr identisch festgehalten. Nach vielen spannenden Ereignissen, die der Leser ebenso ergriffen mit bestehen muss, handelt Pater Kosmas nach seinem Gewissen und findet für die Reliquie den Platz, der ihr gebührt.
Und auch Martis kann seinem Wunschtraum für die Erfüllung danken.
Dem Autor ein Lob auf seinen packenden Abenteuerroman, verbunden mit geschichtlichen Fakten und Tatsachen. Der Inhalt strahlt Zuversicht aus und die Helden sind positiv zu bewerten. Danke für diesen verständnisvollen Einblick in mittelalterliches Denken, Tun und Handeln.

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Diese Rezension wurde verfasst von T-SW.
Veröffentlicht am 01.01.2010