Von Krawattenmännchen, Vielfraßen und Faulpelzinnen: Ein Tag im Zoo

Autor*in
Johannson, Juri
ISBN
978-3-9823493-3-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Hermanowski, Barbara
Seitenanzahl
24
Verlag
Kraus Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Berlin
Jahr
2023
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
didaktisches MaterialFreizeitlektüre
Preis
17,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Einen Tag im Zoo haben vermutlich die meisten schon verbracht. Man kennt das Besuchen der Gehege und Beobachten der Tiere. Doch was wäre, wenn einmal alles umgekehrt wäre? In diesem Bilderbuch entführt uns Juri Johansson auf einen tierischen Schulausflug in den nahegelegenen Zoo, bei welchem die Menschen in den Gehegen verweilen. Welche Arten dürfte man hier erwarten und wie schätzt man deren Leben ein? Die Antworten findet man in diesem systemkritischen und dennoch humorvollen Bilderbuch.

Beurteilungstext

Das farbenfroh gestaltete Bilderbuch von Juri Johansson erzählt humorvoll von einem tierischen Klassenausflug in den Zoo. Dabei unternehmen die beiden Füchse Fanny und Falk mit ihrem Klassenlehrer Herrn Hase und anderen tierischen Mitschüler*innen eine Unternehmung in den naheliegenden Zoo, der statt exotischen Tieren Menschen in den Gehegen beherbergt. Die Klasse geht nun also zum ersten Gehege, dem der Krawattenmännchen. Im Großraumbüro tummeln sich lauter Männer mittleren Alters, die dem Namen gerecht werdend, alle eine Krawatte tragen. Sie arbeiten hektisch am Computer, trinken dabei Kaffee und sortieren Akten. Am Turngehege vorbei, in welchem die Besucher*innen den Sportler*innen beim Hüpfen, Laufen, Werfen und Tauchen zuschauen können, kommt man schließlich zu einem Gehege, das als Shopping-Center gestaltet ist und anschließend zum Oma- und Opastübchen sowie dem Streichelgehege. In diesem Bereich dürfen die tierischen Besucher:innen den Omas und Opas Kuchen an den Sessel bringen und mit ihnen kuscheln. Es folgen noch weitere Gehege, in denen die Menschen beispielsweise nur mit Essen beschäftigt sind und einem Baumarkt, in dem ausschließlich Handwerkerinnen arbeiten.
Es ist ein urkomisches Bilderbuch, auf dessen Seiten alles etwas verdreht und genau deshalb ziemlich humorvoll ist. Der Mensch wird hierbei auf sachte Art und Weise mit dessen schlechtesten Eigenschaften konfrontiert, was den Lesenden zum Nachdenken anregen soll. Dabei verherrlicht das Buch nichts, ist versteckt systemkritisch und dennoch nicht moralisierend. Ähnlich wie im Zoo sind auf jeder Seite kleine „Sach“-Texte integriert, die die gezeigte Szenerie einordnen und erklären sollen. So ist es zum Beispiel allein die Krawatte, an denen die Kinder der Krawattenmännchen ihre Väter erkennen.
Die Bilder sind dabei sehr detailliert und farbenfroh, jedoch nicht erschlagend. Stattdessen regen sie zur Entdeckungstour an und erzählen mitunter mehr als die Texte. Vor allem die Stimmung der einzelnen "Anschauungsobjekte" können anhand der Bilder sehr gut abgelesen werden und halten uns so den Spiegel vor.
Alles in allem ist es also ein sehr humorvoll gestaltetes Bilderbuch, das sicherlich nicht nur für die Kleinen von Interesse ist. Neben der Kritik des Systems Zoo, finden sich auch Kritiken hinsichtlich des Kapitalismus und des immer währenden Strebens nach Goldmedaillen sowie noch weitere wieder. Dabei prägt das Zusammenspiel der humorvollen Texte und bunten Bilder dieses Buch auf eine ganz einzigartige Weise und regt nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Diskutieren über die realen Fehler an.

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Diese Rezension wurde verfasst von Sophia Heklau; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 31.01.2024

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