Von ganzem Herzen - Emily

Autor*in
Byrne, Tanya
ISBN
978-3-7891-2017-6
Übersetzer*in
Ott, Bernadette
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
351
Verlag
Oetinger
Gattung
Krimi
Ort
Hamburg
Jahr
2013
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Emily ist in Untersuchungshaft, sie wird befragt und gleichzeitig therapiert, weil sie ein Verbrechen begangen hat, das sie in der Boulevardpresse als Monster erscheinen ließ. Ihre Psychologin nervt sie ungeheuer, lockt aber diesen schriftlichen Bericht hervor: Ihr Vater, den sie bedingungslos verehrt, hat einen Polizisten ermordet. Dessen Tochter ersticht ihn fast tödlich, vor allem aber zerbricht durch diese Tat Emilys heile Welt - sie wusste von nichts. Sie sinnt auf Rache und Gerechtigkeit.

Beurteilungstext

Der Leser folgt dem Bericht Emilys. Er folgt damit ihrer Logik und kann sich einer Anerkennung der Perfidie des Verbrechens der 17-Jährigen nicht verschließen. Immer sympathischer wird dieses begabte Mädchen, das eine neue Identität annimmt, um der Tochter des ermordeten Polizisten nahe zu kommen. Das ist nicht ganz einfach, weil auch die in einem polizeilichen Schutzprogramm ein neues Leben begonnen hat. Beide Mädchen sind so an der gleichen neuen Schule, beide mit einer gefakten Biografie. Emily betreibt die Annäherung nachhaltig, sie befreunden sich und verlieben sich in den gleichen Jungen - der wiederum weiß nicht so recht, für welches der beiden hübschen Mädchen er sich entscheiden könnte, bis es zum Finale kommt, einem rechten Count-Down.
Dieser Bericht entsteht als Ergebnis einer perfekt eruierenden Befragung des Mädchens. Die Psychologin geht Emily vor allem deswegen auf die Nerven, weil sie nur eine Handvoll von Aussagsätzen von sich gibt, alles andere sind Fragen, die Emily zwingen, sich ihrer Tat und ihrer Handlungen bewusst zu werden.
Dennoch schafft sie es nicht, auch wenn Emily ihre Rivalin das formulieren lässt, sich dessen bewusst zu werden, was sie eigentlich für ein Verbrechen begangen hat. Sie fühlt sich als Rächerin berechtigt, so gehandelt zu haben. Nicht als Rächerin am Anschlag auf das Leben ihres Vaters, der jetzt im Gefängnis sitzt, sondern als Rächerin an der Verursacherin, die ihr ganzes Leben im Luxus, in der Harmonie, in der fast heilen Familie zusammenbrechen ließ. Dass der Vater ein hochrangiger Mafiaboss der britischen Unterwelt war, bekommt der Leser nebenbei mit: Es sind noch genügend Mitarbeiter irgendwo in Italien, auch genügend Geld, so dass sie, die zwar mit einer längeren Haftstrafe rechnen muss, danach ihr Leben im Luxus weiter führen kann. Und der Leser muss aufpassen, dass er sich nicht darüber zu sehr freut. Es gibt noch andere Menschen, die denen der Vater geschadet hat und die hier überhaupt nicht erwähnt werden, und die, denen Emily geschadet hat. Deren Schaden ist in keinem Fall wieder gut zu machen. Empathie für diese Opfer zu empfinden, entgeht der Heldin aber vollends. Ich hoffe, dass der Leser reif genug ist, Empathie auch für die in diesem Roman passiv auftretenden Figuren zu entwickeln.
Deswegen empfehle ich dieses Buch erst 16-Jährigen, denen aber ohne Abstriche. Cjh13.14

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010