Von da weg

Autor*in
Bach, Tamara
ISBN
978-3-551-58543-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
176
Verlag
Carlsen
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2024
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Einen alten Baum verpflanzt man nicht, so sagt ein Sprichwort. Auch Jugendlichen fällt der Neuanfang oft nicht leicht, vor allem, wenn man unfreiwillig umziehen muss. Neue Freunde und Bekanntschaften müssen geschlossen werden und von altbekannten Dingen und Menschen muss man sich verabschieden. Ein Neuanfang sollte gelingen. Tamara Bach erzählt von so einem nicht-gewollten Neuanfang.

Beurteilungstext

Kaija, die vielleicht vierzehnjährige Protagonistin, muss mit ihren Eltern umziehen. Denn die Mutter will zurück in die Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist. Der Vater scheint Künstler zu sein, denn er hat ein Atelier. Die Mutter ist Lehrerin am Gymnasium, wo sie einst selbst Schülerin war und jetzt besucht ihre Tochter ebenfalls diese Schule. Und da lebt auch noch die Großtante Josepha bei ihnen im Haus.
Kaija fühlt sich einsam. Die Umgebung ist neu, die Schule ist neu, ihre "alten" Freunde:innen reagieren nicht, wenn sie ihnen über die sozialen Netzwerke Mitteilungen schickt, in der Klasse bleibt sie zunächst alleine... Die Autorin erzählt in ruhigen Bildern von ihrer einsamen Protagonistin. Zu dieser Geschichte gehören auch die beiden Erzählungen der Mutter und der Großtante. Alle drei Geschichten zusammen bilden eine Einheit, die vom Weg-Gehen und vom Nach-Hause-Kommen erzählen. Unterschiedliche Zeiten sind das. Während Josephas Jugend sich vielleicht in den späten 60er Jahren des letzten Jahrhunderts abspielt, wächst Ruth - Kaijas Mutter - in den 90er Jahren auf.
Josepha ist ein bisschen anders als die Jugend in der Kleinstadt: Sie trägt Hosen, hat kurze Haare (was unüblich war) und liebt ein Mädchen. Als daraus nichts wird, verlässt sie die heimatliche Kleinstadt und zieht zu ihrer Patentante in die Stadt, um dort auf das Gymnasium zu gehen.
Ruth dagegen verlässt nach dem Abitur zunächst Deutschland und reist durch Frankreich und Italien, ist irgendwo in der Welt, muss zurück, da ihre Eltern tödlich verunglückt sind und zieht wieder weg von zu Hause. Beide Frauen sehnen sich nach größeren und weiteren Freiheiten als die Kleinstadt ihnen geben kann.
Und doch kehren sie zurück. Kaija muss nun lernen mit dieser von Vergangenheiten belasteten Kleinstadt zurecht zu kommen. "Sie kommt da an, wo sie jetzt zu Hause sein soll."(S.11). Sie muss Freunde:innen finden, um weiter hier leben zu können.
Eine große Hilfe wird ihr Emily sein, die zupackende Mitschülerin, die ihr die Welt der Freunde:innen ihrer Mutter aufschließt und ihr eine neue Lebensmöglichkeit bietet.
Und nicht zu vergessen: Viele Katzen leisten ebenfalls ihren Teil am Gelingen des Neu-Anfangs.
Tamara Bach hat keinen reißerischen Roman geschrieben - ist nicht ihre Art. Ihr Roman ist wie ein stiller Fluss durch das Leben von drei Generationen, mit Höhen und Tiefen, mit Strudeln und leisem Geplätscher. Es ist die innere Spannung, die den Erzählfluss vorantreibt. Als Leser:in lebt und leidet man mit Kaija, Ruth und Josepha und wird am Ende des Romans selbst dazu verführt, über das eigene Leben nachzudenken.
Der Autorin ist ein literarisch anspruchsvoller Roman gelungen, der auch Erwachsene anspricht. Vieles bleibt in der Schwebe. Und das ist auch gut so. Denn damit lässt die Autorin Raum für eigene Gefühle. Tamara Bach verwendet knappe aber klare Sätze, gefüllt mit Melancholie und Hoffnung. Ein Roman, den man so schnell nicht vergisst.

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Diese Rezension wurde verfasst von Walter Mirbeth; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 20.03.2024