Vom blitzeblauen Zuckervogel und der schönen Hochseekuh

Autor*in
Trieder, Simone
ISBN
978-3-948190-10-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Voss, Robert
Seitenanzahl
30
Verlag
Coq-Art
Gattung
Buch (gebunden)Lyrik
Ort
Halle
Jahr
2021
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Es ist ein bunter Potpourri an Ort, Dingen und Situationen, der den Lesenden in diesem Büchlein begegnet. Simone Trieder legt einen neuen Gedichtband vor, der sich spielerisch-tänzelnd durch die Welt zu bewegen scheint.

Beurteilungstext

Da ist zum Beispiel von geheimnisvollen Orten die Rede, die manche aufsuchen oder auch nicht: der vergessene Bahnhof, den schon seit sieben Jahren niemand mehr besucht hat, oder das Versteck in der Hecke, das besonders gut geeignet ist, um Rachepläne zu schmieden, wenn die Welt wieder einmal grausam war. Oder wir lesen von geheimnisvollen Wesen wie dem Mondfisch, der mal voll und mal neu ist und mal süchtig und mal finster daherkommt. Simone Trieder beobachtet die Welt, sie verfremdet und verwandelt die konkrete Erfahrung jedoch in poetische Bilder, die das Wesen der Dinge durchscheinen lassen, jedoch als eine Neuschöpfung plakativ fantastisch auftreten.
Oft ist es dabei das Sprachspiel, das der Fantasie den Weg weist. Da wird gereimt und assoziiert, Koseformen werden gebildet und Wortkombinationen hergestellt. Der spielerischen Weltgestaltung sind kaum mehr Grenzen gesetzt, wenn der Flaschenpostbeamte seiner Aufgabe nachgeht und stempelt, sortiert und verschickt, was das Zeug hält. Und doch bleibt das Szenario diszipliniert, eng am Thema und irgendwie stringent. So entsteht ein doppelter Witz: der der Verfremdung und der der konsequenten Schieflage des vermeintlichen Themas. Andererseits scheinen in den Texten immer wieder auch nachdenkliche und philosophische Momente auf: Wenn das lyrische Ich mit Freundin Anne unter einer Tanne sitzt und nachdenkt, wie es wohl mit hundert Jahren sein wird. Und dass genau dieser Moment eigentlich der erstrebenswerte überhaupt ist. Oder, wenn in der platonischen Liebe der titelgebenden Zuckervogel und Hochseekuh die Tragik des Daseins komisch, aber auch ganz sinnlich-erfahrbar in Szene gesetzt wird. So liegt hier ein weites Spektrum kluger und sensibler Verse vor, das Freude bereitet und berührt – und sensibel oft in der Form dem Inhalt auf den Punkt verhilft.
Begleitet werden die kurzen Gedichte von den grafischen Zeichnungen Robert Voss‘. Die Bilder setzen die komischen Szenen gegenständlich und leicht typisiert in Szene, sie rahmen aber auch die Texte und verbinden sich mit ihnen zu (typo-)grafischen Gesamtkonstrukten. Der Witz der Texte wird hier nur minimal karikaturistisch überzeichnet, eher in der Szenenkomik ganz konkret auf der Bildbühne verhandelt.
Für den Unterricht in der Grundschule bieten das Buch nicht nur ein geeignetes Medium zum Lesen und Betrachten. Es lädt auch zum Mitmachen ein. Denn viele der Gedichte haben ein inneres Baumuster, das herausgefunden und für eigene Parallelgedichte adaptiert werden kann. Dabei sind Simone Trieders Texte nie abgehoben – und das wirkt auch einladend. So kann das Buch auch zum eigenen poetischen Tun verlocken. Sehr zu empfehlen!

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Diese Rezension wurde verfasst von mr; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 22.12.2021