Väterland

Autor*in
Léon, Christophe
ISBN
978-3-95854-095-8
Übersetzer*in
Griebel-Kruip, Rosemarie
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
116
Verlag
Mixtvision
Gattung
Ort
München
Jahr
2017
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wie würde eine Welt aussehen, in der die populistischen Parteien gewonnen haben. Der französische Jugendbuchautor Christophe Léon nimmt bei dieser dystopischen Sicht in die Zukunft einmal einen Aspekt in den Blick, der normalerweise eher untergeht. Es geht nicht um das Ausgrenzen der "Fremden", sondern um das der Homosexuellen.

Beurteilungstext

Am Beispiel der 13-jährigen Gabrielle aus Somalia, die von den beiden Schwulen George und Phil in Paris adoptiert worden ist, wird deutlich, was passieren würde, wenn die Rechtsextremen oder die homophobe Bewegung "Manif pour tous" gewinnen würde: Schwule Paare werden in Ghettos abgeschoben, ihre Kinder dürfen nicht mehr in die Schule, alle müssen rosa Winkel tragen und Kinos, Hotels, Parks und Restaurants sind für sie verschlossen, zugunsten einer "traditionell familienfreundlichen Zertifizierung".
Als dann Gabrielles Väter eines Tages mit einem gefälschten Passagierschein ins Zentrum der Stadt fährt und dort einen Autounfall baut, wird die Situation lebensgefährlich. Besorgte Bürger, Sittenpolizisten, Drohnen und Überwachungskameras verfolgen die beiden, die versuchen, zu Fuß wieder in ihr Ghetto zu gelangen.
Léon greift ein aktuelles Thema auf, dabei ist die Schreibweise doch etwas didaktisch und die Verschränkung zwischen der Flucht der beiden Väter aus dem Zentrum und den Rückblicken von Gabrielle auf ihre Vergangenheit, die Schilderung einer sich immer mehr zusammenziehenden Schlinge um die kleine Familie ist manchmal nicht sehr spannend. Dazu kommt, dass vieles "übersetzt" wirkt. Dies liegt schon allein an der Diskussion um die Adoption von Schwulen, die von den Massendemonstrationen der "Manif pour tous"/"Demo für alle" vorgetragen wurde, eine Bewegung, die es in diesem Ausmaß in Deutschland nie gegeben hat (wo es ja noch nicht einmal die Homosexuellenehe gibt).
Es könnte deshalb sein, dass deutsche Jugendliche das Problem in seiner Schärfe nicht ausreichend erfassen. Immer wieder gibt es dann aber auch Probleme, dass Institutionen oder Wortspiele (“Hommot”) direkt auf Deutschland übertragen werden, was nicht immer ganz funktioniert. Zur Anregung einer Diskussion ist das schmale Bändchen sicher gut geeignet, zur Klassenlektüre ist es literarisch zu dünn.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPKLI.
Veröffentlicht am 01.04.2017

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