Unvermögen

Autor*in
Kiener, Andreas
ISBN
978-3-03731-220-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kiener, Andreas
Seitenanzahl
160
Verlag
Edition Moderne
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
Zürich
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
32,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

In einer Welt, die vom Klimawandel gezeichnet ist, sucht die kleine Ali zusammen mit ihrem Androiden Rob nach ihrer Mutter, die verschwunden ist. Auf ihrer Suche müssen sie gegen Monsieur Wilcrane bestehen, der hoch oben in seinem Labor an weiteren Androiden und Chimären experimentiert.

Beurteilungstext

Kiener beginnt seine Geschichte mit einer Rückschau auf das Fehlverhalten der Gesellschaft, welches sie in die missliche Lage beförderte, die die fiktive Welt von ‚Unvermögen‘ gestaltet. Menschen leben zusammengepfercht auf ‚Inseln‘, riesenhaften Städten, die in unvorstellbare Höhen ragen. Der Rest des Planeten scheint verlassen. Doch die Lebenssituation regt die Menschheit nicht dazu an, das Verhalten zu ändern, im Gegenteil. Es wird nach immer tiefergreifenden technologischen Entwicklungen geforscht, die das Lebens vermeintlich besser machen sollen. Nach dieser Art Vorspann wechselt die Perspektive zur sechsjährigen Ali, die sich nach dem Tod ihrer Großmutter in einem Kinderheim wiederfindet. Mit Hilfe ihres Androiden Rob - einem überdimensionierten Teddybären - gelingt es ihr jedoch schnell aus dieser tristen Umgebung zu entkommen; mit einem Ziel: Alis Mutter zu finden, die verschwunden ist. Rob weis zwar, wo sie sich aufhält, kann es ihr aber nicht mitteilen. Denn der künstlichen Intelligenz wurden von ihren Erschaffern strenge Grenzen gesetzt. So kann der Androide auch keine Menschen belügen oder gegen biologische Wesen handgreiflich werden. Um diese Schranken loszuwerden und zu ihrer Mutter zu gelangen, machen sich die beiden also zunächst auf den Weg zu Monsieur de Wilcrane, dem Leiter der Shiemen-Fabrik, welche die Androiden baut. Sein Labor befindet sich auf dem höchsten Punkt der Stadt-Insel. Alis und Robs Weg führt sie so durch alle sozialen Schichten hindurch. Das Mädchen, dem Geld noch kein Begriff ist, gibt dabei dem Obdachlosen Theo die Hälfte ihres Vermögens. Spätestens in diesem Moment wird klar, dass Alis Mutter eine hohe Position in Wilcranes Firma innehatte. Nachdem sie Monsieur de Wilcrane gegenüberstehen bringt Ali ihre Bitte vor, die jedoch nicht den gewünschten Effekt hat. Der Wissenschaftler fühlt sich durch seine eigene Erfindung in Frage gestellt, nachdem ihn der Android auf die Unzulänglichkeit seines menschlichen Verstandes in Vergleich zu seinem hinweist, sollte Wilcrane die Beschränkungen seines Codes aufheben. Wilcrane versucht daraufhin, Rob und Ali zu trennen, doch es gelingt den beiden zu fliehen. Sie landen wieder auf der untersten Ebene der Stadt und treffen den immer noch obdachlosen Theo wieder. Dieser verlangt, dass Ali ihr Geld wieder zurücknimmt. Er weiß nicht mit der Verantwortung umzugehen, die die unbegrenzten Möglichkeiten eines solchen Vermögens nach sich zieht. Die Flucht verlangt dem Androiden alles ab und gerade als eine Horde wilder Chimären die beiden angreift, versagt Robs Akku den Dienst. Nur durch einen glücklichen Zufall kann das Mädchen ihren Freund neu starten. Damit sind auch seine einprogrammierten Schranken passé und beide machen sich nun auf den Weg, Alis Mutter zu finden.
Der dystopische Comic liest sich wie eine düstere Allegorie auf Prognosen der heutigen Zeit und besitzt so eine hohe Aktualität. Auf vielen Ebenen versteht es der Autor, die Gefahren eines auswuchernden Erfindergeistes aufzuzeigen und was passieren kann, wenn sich der Mensch die Natur untertan macht. Es bietet eine Mischung aus tierschürfenden philosophischen Fragestellungen und einfachen erzählerischen Kniffen. So schafft es die junge Protagonistin erstaunlich einfach, durch Dickköpfigkeit und Ideenreichtum sich bis zu dem bösartigen Mann im Elfenbeinturm durchzuschlagen. Sie stellt das Gegengewicht zu der neutralen und stets besonnenen Art des Androiden dar. Die Geschichte an sich ist altersgemäß, allein die Darstellung des unbekleideten Androiden der neuen Generation macht es nötig individuell abzuwägen, ob das Werk in einem unterrichtlichen Kontext rezipiert werden kann. Doch die Androiden sind das einzige Element der Bilder, welches sehr reduziert dargestellt ist. Vor allem die urbanen Landschaften sind detailreich gestaltet und laden zum genauen Betrachten ein. Begleitet wird dies durch eine Koloration in Pastelltönen, die ineinander übergehen. So erhält beispielsweise jeder Stadtteil seine eigene Farbgebung; Bild und Text vervollständigen sich gegenseitig.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPTK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 01.04.2022

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