Untenrum: Und wie sagst du?

Autor*in
Blatt, Linu LätitiaPeifer, Noa Lovis
ISBN
978-3-407-75711-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kawamura, Yayo
Seitenanzahl
38
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Weinheim
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Was bedeutet Untenrum? Und wie kann man dazu noch sagen? Wie sieht das Untenrum aus und was gehört da alles dazu bzw. wofür ist es da? Diese Fragen beantworten Lo bzw. Los Eltern im vorliegenden Buch - ein Bilderbuch, das mit Tabus bricht und erste Aufklärungsarbeit leistet - für Kinder ab 4 Jahren.

Beurteilungstext

Lo lebt zusammen mit seinem kleinen Geschwister Mika und seinen Eltern und kommt aus dem Kindergarten mit der Frage "Was bedeutet Untenrum?“ Der im Haushalt und mit Kinderbetreuung beschäftigte Vater ist erst ein wenig peinlich berührt - und das wird daher bereits auf den ersten Seiten klar: Man nennt das Untenrum anders, je nachdem wie alt man ist und gegenüber wem man es benennt. Neben vielen niedlichen und lustigen Wörtern werden aber auch die Wörter der "Profisprache" benannt, z. B. die Vulvina. Es wird erklärt, dass jede Vulva anders aussieht, dass es eine Klitoris gibt, wie diese aussieht und dass Frauen so wie Männer an der Eichel am empfindlichsten sind, dass Frauen ihre Tage haben, wie ein Baby entsteht und dass manche Menschen trans* und andere inter* sind und was das bedeutet. Dabei zeigt das Buch immer wieder, insbesondere im Bild, dass Nacktheit kein Grund zum Schämen ist, dass Körper sehr verschieden aussehen, dass es nicht nur eine binäre Einteilung gibt und macht gleichermaßen darauf aufmerksam, dass bspw. bei Doktorspielen Erwachsene nichts zu suchen haben und man, wenn man selbst oder jemand anderes etwas nicht mag, dies deutlich sagen muss. Dafür sowie für weitere Bezeichnungen wird auf wimmelbuchartigen Seiten mit gelbem Hintergrund eine Sammlung von Beispielen gegeben - zusammen mit einer persönlichen Frage an die Leser*innen (z. B. "Kennst du noch mehr Familienwörter?").
Das grafisch illustrierte Buch, das am Computer koloriert wurde und neben viel Weißraum die Hauptfarbe Gelb nutzt, empfiehlt ganz am Ende, dass man sich doch einmal mit Spiegel, Licht und Ruhe untenrum selbst genau betrachten soll. Eine sehr wichtige Botschaft, die abermals zeigt, dass der Intimbereich zum eigenen Körper dazugehört und man ihn wie alle anderen Körperteile ansehen und mögen kann und sollte. Besonders gut gefällt mir, dass auch auf nicht-binäre Körper eingegangen wird und im Buch keine typische Rollenverteilung zu sehen ist, auch wenn es dennoch um die "Kernfamilie" Vater, Mutter und zwei Kinder geht. Auch das Geschlecht von Mika und Lo, die auch einen geschlechtsneutralen Namen haben und für die keine Pronomen gebraucht werden, bleibt bis zum Ende - auch im Bild - offen. Damit trägt das Buch zur Sensibilisierung, zur Selbstbestimmung, zur sexuellen und queeren Bildung bei und macht Kinder stark, sich gegen sexuellen Missbrauch zu schützen. Diese Form der Prävention findet man in (Bilder-)Büchern viel zu selten. Mir als erwachsene Leserin und Mutter hat es noch einmal gezeigt, dass Kinder unter sich sehr wohl mit ihren Untenrums – auch gemeinsam – spielen können, insofern kein*e Erwachsene*r dabei ist. Daher ist es insbesondere für pädagogische, aber auch für familiäre Kontexte für Kinder ab vier Jahren mit Nachdruck zu empfehlen – ein Buch, das in keinem Bücherregal fehlen sollte.

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Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Naugk; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 24.02.2023

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