Unten

Autor*in
Ilisch, Maja
ISBN
978-3-7513-0104-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
301
Verlag
Dressler
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2023
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein riesiges Hochhaus, in dem Menschen wohnen, welche die von einer unbekannten Hausverwaltung aufgestellten Regeln voller Angst befolgen. Als das Mädchen Juma plötzlich verschwindet, um in einer „pädagogischen“ Zwangseinrichtung indoktriniert zu werden, macht sich seine Freundin Nevo auf die abenteuerliche und gefährliche Suche nach ihr.

Beurteilungstext

Irgendwo steht ein Haus, und daneben gibt es viele solcher Häuser. Die oberen Stockwerke ragen in den Himmel, nach unten reichen sie ins Bodenlose. In einem der mittleren Stockwerke leben in benachbarten Zweizimmerwohnungen die Freundinnen Nevo und Juma. Sie spielen in den Gängen „ihrer“ Etage Fangen, was die Hausverwaltung aber untersagt hat. Immer wieder erhalten sie Abmahnungen. Einmal kommen zwei Aufsichtspersonen, um die zwei zu bestrafen. Juma versteckt sich im Wäscheschacht, doch als die Aufpasser weg sind, ist Juma verschwunden. Tags darauf hat Jumas Mutter eine neue Tochter, Miu. Juma ist vergessen. Aber Nevo kann sich mit dem Verschwinden ihrer Freundin nicht abfinden. Sie macht sich auf, diese zu suchen, und steigt dabei Stockwerk um Stockwerk nach unten. Je tiefer sie kommt, desto verwahrloster werden die Wohnungen und die Menschen, die dort hausen. Schließlich verstopfen nur noch Müllberge die Treppen und die Gänge. In diesem Unrat haust Mat, ein seltsamer und verschmutzter Mann. Er nimmt sich Nevos an, klärt sie über die Hausverwaltung und die Hausordnung auf und führt sie zu ihrer Freundin. Diese befindet sich in einer Art Erziehungslager, um nach beendeter Umerziehung zu einer neuen Familie gebracht zu werden. Mit Mats Hilfe gelangen sie wieder zurück in ihre Etage und in ihre Wohnung. Man kann diese seltsame Geschichte als modernes Märchen lesen. Man kann sie auch als Parabel lesen, die das soziologische Schichtenmodell widerspiegelt. Die Bewohner aus der Oberschicht wohnen in den oberen Stockwerken („...je weiter oben, desto besser“ und „Unten waren Leute, die man nicht kennen wollte, und oben waren Leute, die einen nicht kennen wollten.“) Die Unterschicht und die sozial Ausgegrenzten wohnen ganz unten. Einmal fällt sogar der Fachbegriff „Obere Unterschicht“. Man kann die Geschichte auch als Hommage an George Orwells „1984“ lesen, denn hier wie dort werden die Menschen überwacht, umerzogen und ist die Angst das wichtigste Herrschaftsinstrument. Man kann den Roman sogar als das „Hohe Lied“ der Freundschaft lesen, denn Nevo gibt trotz aller Widrigkeiten nie auf, ihre Freundin zu suchen und zu retten, was ihr auch gelingt. Und das ist so ziemlich das wirklich Positive und Ermutigende an diesem Roman, denn Nevo ist neugierig, mutig, unternehmungslustig und bereit, Regeln zu brechen, um ihr Ziel zu erreichen. Und dass ihr das gelingt, ist wohl auch das pädagogische Element an diesem Roman. Der Verlag schlägt die Lektüre für Lesende ab 10 Jahren vor. Das scheint dem Rezensenten sehr verfrüht zu sein, denn die alptraumhaften Szenen sind denn doch zu zahlreich, als dass man den Roman ohne jegliche Begleitung einem Kind zu lesen geben sollte. Darüber hinaus ist er wegen der ausufernden Beschreibungen auch recht langatmig. Der Rezensent hat sehr selten ein Buch mit so viel Erleichterung beendet und zugeklappt

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Diese Rezension wurde verfasst von rem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 06.05.2023