Unten

Autor*in
Ilisch, Maja
ISBN
978-3-7513-0104-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
301
Verlag
Dressler
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine spannende Grundidee liegt diesem Roman zugrunde: Zwei Mädchen spielen Fange im Flur des Hochhauses, in dem sie leben. Fange spielen ist laut Hausverwaltung allerdings verboten. Als die Fluraufsicht auftaucht, versteckt sich eines der Mädchen im Wäscheschacht – verschwindet spurlos und niemand außer Nevo, ihrer Freundin, kann sich an sie erinnern. Also macht sie sich – verbotenerweise – auf die Suche. Leider kann die eingangs erzeugte Spannung nicht durchgängig aufrechterhalten werden und lässt das Ende (zu) viele Fragen offen.

Beurteilungstext

Es ist eine gruselige Atmosphäre, die die Autorin beschreibt. Seit Generationen hat niemand das Hochhaus verlassen, keiner weiß, was draußen ist. In dieser dystopischen Welt bestraft eine allwissende Hausverwaltung jegliches Vergehen gegen die Ordnung. Erwachsene sind eingeschüchtert und wirken dankbar, nicht weiter unten zu leben. Denn „Unten“ ist schlecht. All das ist eingangs spannend zu lesen, eine eigene Welt entsteht beim Lesen im Kopf. Der Grusel überträgt sich, klaustrophobische Gefühle kommen auf. Und Fragen, was es denn nun mit dem Haus auf sich hat. Und natürlich, wo Juma steckt.
Die Idee trägt sehr gut für das erste Drittel des Buches, dann wird es etwas zäh. Liegt es am gleichbleibenden Setting (das Hochhaus)? Oder daran, dass es zwar unterschiedliche Stockwerke gibt, die von Nevo entdeckt werden, es aber eigentlich immer schlimmer wird (mehr Armut, mehr Müll)? Oder an der fehlenden Abwechslung? Der überwiegende Teil des Buches ist die Beschreibung der Erlebnisse und Gedanken Nevos. Hin und wieder gibt es Dialoge, aber sie treiben die Geschichte nicht voran, helfen kaum, Licht ins Dunkel zu bringen.
Für dieses Buch braucht es einiges an Geduld und die Bereitschaft, viele Leerstellen auszuhalten, sich mit manchmal vagen Andeutungen zufrieden zu geben und eigene Spekulationen anzustellen. Es ist ein Buch für Kinder mit vielen Leseerfahrungen, die ungewöhnliche Stoffe nicht scheuen.
Der Verlag konstatiert auf der Rückseite des Buches: „Wenn du frei sein willst, musst du die Regeln brechen. Wenn alle frei sein sollen, musst du die Regeln ändern.“ Es gelingt Nevo mit Hilfe tatsächlich, die Hausordnung zu ändern – ob dadurch aber wirklich alle Menschen, die im Hochhaus leben, frei werden, wird nicht klar. So einfach kann die sehr komplexe Situation, die die Autorin über mehrere hundert Seiten aufbaut, kaum glaubhaft gelöst werden.
Gegen Ende kommt wieder etwas Schwung in die Geschichte. So richtig befriedigend ist die Auflösung am Ende aber nicht, auch, wenn beide Kinder wieder nach oben zu ihren Familien kommen. Viele Fragen bleiben. Das ungute Gefühl aber, das wirkt noch nach dem Lesen nach. Das zu schaffen gelingt Maja Ilisch eindrücklich. Möglicherweise werden die offenen Fragen in einem 2. Band beantwortet?

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Diese Rezension wurde verfasst von ah; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 20.03.2023