Unsichtbare Wunden

Autor*in
Frank, Astrid
ISBN
978-3-8251-7966-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
286
Verlag
Urachhaus
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
15,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eigentlich hat Anna alles, wovon ein 13-jähriges Mädchen nur träumen kann. Sie ist hübsch und klug, hat einen liebenden Vater, der zudem viel Geld verdient, und ein eigenes Pferd. Doch von einem auf den anderen Tag ist nichts mehr, wie es einmal war. Die ganze Klasse wendet sich von Anna ab. Erst sind es nur Sticheleien und kleine, fiese Bemerkungen. Doch allmählich braut sich ein Strudel zusammen, der Anna immer tiefer hinabzieht, bis sie schließlich keinen Ausweg mehr sieht.

Beurteilungstext

Die Autorin vereint in diesem Roman viele Facetten des umfangreichen und schwerwiegenden Themas Mobbing. Sie wählt dabei den ungewöhnlichen Ansatz mit dem tödlichen Resultat zu beginnen. Auf der Schnellstraße ereignet sich ein folgenschwerer Unfall - ein PKW erfasst die 14-jährige Anna, als diese mit ihrem Pferd die Straße in vollem Galopp überquert. Das Mädchen stirbt noch an der Unfallstelle. Sie hinterlässt ihren Vater, dem nur das Pferd und das Tagebuch des Mädchens bleibt sowie die quälende Frage, ob es wirklich ein Unfall oder am Ende Selbstmord war.
Die Autorin beleuchtet im Folgenden die Situation vor dem Ereignis mit Hilfe der Tagebucheinträge, die Anna seit ihrem 13. Geburtstag verfasst hat. Diese stehen in Kursivschrift und entwickeln sich deutlich vom munteren Plauderton eines unbeschwert fröhlichen Mädchen hin zu unfassbarer Enttäuschung, Selbstzweifel und Angst. Zwischen die Tagebucheinträge streut die Autorin die Ereignisse nach dem Unfall, sodass durch die Kombination von Vergangenheit und Gegenwart immer mehr Details der Mobbingtortur, die Anna durchleben muss, offenbar werden. Dabei geraten sowohl die Täter als auch die tatenlos zusehenden Klassenkameraden ins Fadenkreuz des verzweifelten Vaters. Dieser begeht schließlich aus Verzweiflung darüber, dass ihm die Polizei nicht zuhören will und die Täter keine Verantwortung übernehmen wollen, selbst eine Straftat. Am Ende muss er mit der schmerzhaften Wahrheit leben, dass er die letzten Minuten im Leben seiner Tochter zwar erfahren hat, aber die Trennlinie zwischen Unfall, Mord und Selbstmord in diesem Fall unscharf bleibt.
Gerade aufgrund des teiloffenen Endes wirkt dieser Roman in besonderer Weise nach, regt zum Nachdenken an und ermöglicht in vielerlei Hinsicht die Diskussion über das sensible Thema Mobbing. Der Roman eignet sich als Schullektüre, dabei muss aber bedacht werden, dass die Protagonistin Anna aufgrund ihrer Lebensumstände (reicher Vater, Pferdenärrin) klischeehaft erscheint und somit eher Schülerinnen angesprochen werden. Auch wenn die männliche Perspektive nicht zu kurz kommt, ist es daher möglicherweise schwierig, eine Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem Thema auch bei Jungen zu erreichen. Dass Anna als hübsches, reiches Mädchen, das sogar beste Freunde und Freundinnen hat, aber überhaupt zum Mobbingopfer wird, steht sicher im Gegensatz zu den Erfahrungen und Annahmen der Schüler/innen und zeigt, dass jeder von Mobbing getroffen werden kann. Die gefährliche, unkontrollierbare Eigendynamik des Mobbings wird dann durch die Rekonstruktion der Geschehnisse deutlich.
In jedem Fall ist der Roman eine aufrüttelnd erschütternde Verarbeitung des Themas.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SZ .
Veröffentlicht am 01.10.2016

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