Unsichtbar in der großen Stadt

Autor*in
Sydney, Smith
ISBN
Übersetzer*in
Bernadette, Ott
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Sydney, Smith
Seitenanzahl
37
Verlag
Aladin
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Augsburg
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Buch mit leuchtenden Bildern und wenig Text. Darin ein etwa fünfjähriges Kind, das sich seinen Weg bahnt durch eine Stadt. Ganz allein mit sich und seinem Rucksack, hat es einen Plan und erlebt ein Abenteuer … Am Ende landet es wieder zuhause, direkt vor seiner Haustür, in den Armen einer Frau: „Aber ich weiß, du findest dich schon zurecht“, sagt sie.

Beurteilungstext

Mit schwarz gemaltem Filzstift oder Pinsel rahmt Sidney Smith seine Bilder, die er aquarellfarbig ausfüllt – von knallig bis sehr zart. Ein blass-blauer Rucksack auf grünlicher Jacke, gelbliche Mütze mit rotem Orientierungstroddel, an dem man das Kind erkennt, das durch quirlige Straßen läuft.
Überall in den Illustrationen mischt ein schwarzer Stift sich ein und erhebt seine Stimme, mal tupfend auf weiß, strichelnd auf grau. Er wird breit zur Fläche, übermalt ein Weiß um ein Straßenbahnfenster herum. In der Bahn das Kind, dessen Plan nun weiterführt – mit einer Straßenbahn.
Es hat kaum Mimik, schaut eher nach unten als nach oben, beinahe so, als versteckte es sich vor all den Menschen in der quirligen Stadt, oder doch vor all dem Neuen? Niemand achtet auf das Kind, die Menschen, sie scheinen, jeder für sich allein, eigenen Plänen nachzufahren, nachzulaufen oder nachzudenken über i h r e n Plan, dem sie folgen könnten. Genau wie das Kind. Es wirkt konzentriert, es hat ein Ziel, hat etwas vor, etwas Wichtiges. Was genau, erfahren die Betrachtenden erst später, bis dahin dauert es, es steigt die Spannung.
Als das Kind aussteigt aus der Straßenbahn, schaltet sich eine Stimme ein, die zu ihm spricht, als ersten Satz des Buches: ‚Ich weiß wie es ist, in der großen Stadt klein zu sein‘ und scheint es genau zu wissen; denn wie Fotos erscheinen auf zwei Seiten 14 kleine Bilder, die Ausschnitte zeigen von dem, was dem Kind in der Stadt begegnet: Krach, Hupen, Klingeln, Bohren, Hämmern, Baggern, Gebrüll.
Beinahe stoisch folgt das Kind seinem Weg. Aus der Stimme wird eine Stadtführerin, die das Kind sicher durch das städtische Durcheinander führt: ‚Kleine Gassen können gute Abkürzungen sein‘, sagt sie dem Kind. Als es schneit und kälter wird, führt sie das Kind hinter die Reinigung, dort lässt sich das Kind vom dem Dampf wärmen, der nach Sommer riecht.
Über die großen leuchtenden Bilder legt sich Schnee. Kaum mehr ist der Park zu erkennen, den das Kind durchquert. Dort öffnet es seinen Rucksack, es hat Klebestreifen dabei und hängt ein Bild an die Laterne: Vermisste Katze.
Nun wissen es alle, die dieses Buch anschauen: Das Kind sucht eine Katze. Das also war sein Plan, und das Kind hat alles gegeben, um ihn auszuführen.
Durch Schneegestöber und hohen Schnee kehrt das Kind nach Hause zurück. Seine Mission ist erfüllt, als es in den Armen der Frau liegt, direkt vor seinem Haus.

Ein Bilderbuch mit einer stummen Handlung, einer wichtigen Tat und einem gewaltigen Abenteuer. Keine Erwachsene greift ein, keine Anweisung erfolgt und keine Vorhaltung am Ende. Ein Buch, das sich selbst erklärt und dabei ganz und gar offen bleibt. Ein Buch, das auch jüngere Kinder ernst nimmt mit ihren Plänen und ihnen zutraut, sie zu realisieren.
Ein Buch zum Staunen, zum Mut machen. Ein Buch, das dem Kind sagt: „In dir steckt Kraft.“

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Diese Rezension wurde verfasst von G-KH; Landesstelle: Schleswig-Holstein.
Veröffentlicht am 03.01.2022