Unsichtbar

Autor*in
Moreno, Eloy
ISBN
978-3-7373-7215-2
Übersetzer*in
Layer, Ilse
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
336
Verlag
FISCHER KJB Sauerländer Duden
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2023
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Seit einem Wespenstich glaubt Clark Kent, dass er sich mit Superman-Kräften unsichtbar machen kann. Das klappt allerdings nicht immer, vor allem dann nicht, wenn MM aus seiner Klasse es darauf abgesehen hat, Clark auf zunehmend fiese Weise zu demütigen. Lange Zeit nimmt Clark dieses Mobbing nahezu stoisch hin; sehen tut ihn ja offensichtlich niemand. Und helfen auch nicht. Nach einer besonders bösartigen Attacke weiß sich der Junge keinen rettenden Ausweg mehr. Das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Beurteilungstext

Sie gehen beide in eine Klasse: der starke, große, zwei Jahre ältere MM, der schulisch kaum über die Runden kommt. Und Clark, der immer die besten Tests schreibt. Als MM ihn während einer Klassenarbeit auffordert, ihn abschreiben zu lassen, weigert sich Clark mit einem strikten Nein. In der Folge wird MM zunehmend übergriffig und schikaniert Clark, wo immer dies möglich ist. Alle Attacken werden zudem auf Social-Media-Kanälen für alle sichtbar gepostet. Niemanden scheint dies wirklich zu interessieren. Auch nicht die Schulleiterin, die nur um den guten Ruf der Einrichtung fürchtet. Clarks Freund Zaro und Freundin Kiri, der er längst schon mal sagen wollte, wie sehr er sie mag, ziehen sich aus Angst vor MM und seinen Kumpels mehr und mehr zurück. Clark flüchtet sich in die Vorstellung, unsichtbar sein zu können. Doch irgendwann ist die Grenze erreicht, wo er nicht mehr weiter weiß und verzweifelt. Ihm bleibt, wie er glaubt, nur noch ein fataler letzter Ausweg.
Eindringlich thematisiert Eloy Moreno in seinem Roman die desaströsen Folgen von zunehmendem Mobbing-Verhalten unter Jugendlichen. Sehr genau analysiert er die Ursachen, aber auch die nahezu zwangsläufig resultierende Spirale der Gewalt seitens der Mobbenden wie auch der Hilflosigkeit von Betroffenen.
Im Roman ist zunächst noch unklar, worum es eigentlich geht. Erst allmählich verdichtet sich das Geschehen. Aus der anfänglich geschilderten Gegenwartssituation (Clark befindet sich im Krankenhaus) erfolgt dazu ein Rückblick auf die Geschehnisse, die die derzeitigen Verhältnisse verursacht haben. Die einzelnen Hauptfiguren kommen in unregelmäßigem Wechsel aus der Ich-Perspektive zu Wort, dazwischen wird der Ablauf auktorial erzählt.
Die Hintergründe von Mobbing werden psychologisch gut und nachvollziehbar aufgearbeitet. So glaubt Clark zeitweise, er „hätte alles verdient, weil er so feige war. Ich dachte, wenn ich stillhielt, wenn ich alles über mich ergehen ließ, hätte er (MM) mich irgendwann satt und würde mich in Ruhe lassen. Aber es nützte nichts, sondern ganz im Gegenteil.“ (S. 140). Es irritiert ihn, dass niemand für ihn Partei ergreift: Er „hat die andere Seite der Gewalt entdeckt, die nie erwähnt wird: wenn Menschen zusehen und nichts tun. Wenn Mitschüler herbeilaufen, um das Spektakel zu sehen, aber entschlossen sind, sich rauszuhalte; … wenn sie bei einer Ungerechtigkeit wegsehen, dahin, wo es nichts zu sehen gibt.“ (S. 128).
Zumindest in seiner Lehrerin hat Clark eine Verbündete, die aus eigenem Erleben weiß, welche Auswirkungen Mobbing haben kann. In poetischen, sehr eindringlichen Worten schildert der Autor, was ihr früher passierte und was sie bis heute belastet.
Im Anhang geht Eloy Moreno noch einmal in Kurzform auf das Thema Mobbing ein, beschreibt das Wie und Warum und gibt zudem praktische Hinweise, was von direkt oder indirekt Betroffenen dagegen unternommen werden kann und muss.
„Unsichtbar“ ist ein zutiefst berührendes Buch, das gut als Klassenlektüre bzw. als hilfreiche Diskussionsvorlage für Jugendliche ab 14 Jahren verwendet werden kann, sowohl prophylaktisch als auch für konkret im schulischen oder familiären Umfeld erlebte Situationen. Und es fordert explizit immer wieder dazu auf, keineswegs wegzusehen, wenn gemobbt wird, um ein derartiges Verhalten zum beiderseitigen Schutz möglichst frühzeitig zu unterbinden.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 10.12.2023