Ungebremst

Autor*in
Byrne, Ruth Anne
ISBN
978-3-86429-541-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
180
Verlag
Tulipan
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nina ist seit einem Reitunfall an einen Rollstuhl gebunden. Doch es gelingt ihr auf beeindruckende Weise, ihre Barrieren zu überwinden.

Beurteilungstext

Der Jugendroman UNGEBREMST erzählt von einer hierzulande eher unbekannten Sportart: dem Rollstuhl-Skaten, bei dem man es bis zur Wettkampfreife bringen kann (die international verwendete Abkürzung WCMX steht für wheelchair motocross). Das Buchcover lässt erahnen, welche waghalsigen und atemberaubenden Manöver dabei nahezu UNGEBREMST auf den Halfpipes oder Quarterpipes gefahren werden.
Erzählt wird aus der Perspektive von Nina, die seit einem Reitunfall an einen Rollstuhl gebunden ist – die also quasi UNGEBREMST in eine neue Lebenswirklichkeit geraten ist. Nina und ihrer Familie wird damit vieles abverlangt. Umzug in ein neues barrierefreies Haus, eine neue Schule, blöde Sprüche von ihren Mitschülern und eine ungewohnte sowie für ihr Alter unangemessene Angewiesenheit auf Fürsorge. Es werden auch veränderte innerfamiliäre Beziehungen beschrieben, z.B. zwischen Nina und ihrer stets besorgten Mutter. Für den Lesenden wird diese ungewollte Abhängigkeit in dem Satz nachvollziehbar: „Sie behandeln mich wie eine Topfpflanze. Sie sind es, die mich behindern. Nicht der Unfall.“ (S.115).
Eine glückliche Wendung nimmt die Geschichte, als Fabian, der Schwarm aller in der Schule, Nina zunächst auf Videos das Rollstuhlskaten zeigt und sie dann mit in den Skaterpark nimmt – ohne Wissen ihrer Eltern, logisch! Und in dieser neuen Richtung des Schicksals geht es für Nina UNGEBREMST weiter: Sie entwickelt großes Geschick in der Bowl, es wird in der Schülerzeitung über sie berichtet, der bei einem „Kamikaze“-Sprung komplett kaputte Rollstuhl kann, dank einer Spendenaktion in der Schule, durch ein wettkampftaugliches Modell ersetzt werden (das ist nämlich keine Kassenleistung!) und sie nimmt an einem WCMC-Wettkampf teil.
Zwar wirken einige Wendungen in der Geschichte etwas unglaubwürdig, aber es ist dennoch wichtig, den gängigen Narrativen vom abhängigen Gehbehinderten etwas Kraftvolles entgegenzusetzten. Ebenso kann man darüber hinwegsehen, dass die Charaktere nicht allzu tiefgreifend ausgestaltet sind, denn man spürt und gönnt Nina ihr Glück über die doch noch gelingende Loslösung von der Mutter und über das erste Verliebt Sein.

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Diese Rezension wurde verfasst von Antje Tannen; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 19.06.2022