Und du wirst lächelnd sterben

Autor*in
Feth, Monika
ISBN
978-3-570-16500-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
490
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ivy ist auf der Flucht. Warum, woher und wohin, das weiß sie nicht. Auch nicht, wer sie ist. Wohl aber, dass sie in großer Gefahr ist. Sie findet Zuflucht in einer kleinen Pension. Ganz allmählich und bruchteilhaft kommt die Erinnerung zurück. In einer Kleinstadt am Meer findet Ivy erneut Menschen, denen sie vertrauen kann. Aber diejenigen, die sie, wie ihr zunehmend bewusst wird, bei einer brutalen Straftat beobachtet haben, sind hinter ihr her. Und können sie auf keinen Fall davonkommen lassen...

Beurteilungstext

Monika Feth hat mit „Und du wirst lächelnd sterben“ einen hochgradig spannenden, atmosphärisch dichten Thriller vorgelegt. Protagonistin ist die 19-jährige Ivy. Sie befindet sich irgendwo auf einer panischen Flucht. Wegen ihrer nahezu vollständigen Amnesie weiß sie nicht, vor wem sie flieht. Wohl aber, dass sie sich in höchster Gefahr befindet. Total erschöpft gelangt sie zu einer kleinen Pension, deren Besitzerin sich feinfühlig um sie kümmert. Vehement wehrt sich Ivy dagegen, die Polizei einzuschalten. Nach und nach kommen einzelne Erinnerungsfetzen zurück. Offenbar hat Ivy unbeabsichtigt einen Mord beobachtet, in den Polizisten verwickelt sind. Bei den Tätern handelt es sich vermutlich um ihren Lover Niklas und zwei Polizeikollegen. Da Niklas Ivys Handy hat, kann er per WhatsApp ihre Freundinnen im Glauben lassen, dass Ivy nur eine Auszeit genommen habe. In Heiligenhafen findet Ivy glücklicherweise wieder Schutz und Geborgenheit bei vertrauenswürdigen Menschen, dazu, inzwischen mit neuer Identität, eine Anstellung in einem Strandbistro. Sie weiß, dass ihre Verfolger nicht locker lassen werden. Aber sie will ungeachtet wiederholter Alpträume ihr Leben nicht von ständiger Angst bestimmen lassen. Doch der Showdown, bei dem es um Leben und Tod geht, ist nur eine Frage der Zeit.
Die im Plot ohnehin schon ausgeprägte Spannung wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass es sich bei denen, die Ivy verfolgen, um skrupellose Kriminalpolizisten handelt, die sich mit der Suche nach einer verschwundene Person bestens auskennen. Immerhin steht ihnen diesmal dafür aber nicht der offizielle Dienstweg zur Verfügung. Dennoch ist Ivy gezwungen, auf jeden Kontakt mit ihren Freundinnen oder ihrer Großmutter zu verzichten, um jede noch so kleine Spur zu vermeiden. Aber – und das macht den besonderen Reiz des Thrillers aus – Ivy will trotz ihrer prekären Lage kein willfähriges Opfer sein. Sie ist bereit, um jeden Preis um ihr Leben zu kämpfen, auch wenn die Aussichten mehr als düster scheinen gegenüber denjenigen, die ja eigentlich die Schutzmacht repräsentieren sollen.
Es mag irritieren, dass gerade Polizisten in diesem Thriller derart schlecht wegkommen. Jedoch ist die Autorin gar nicht so weit von der Realität entfernt, wenn man an (glücklicherweise eher vereinzelte) Vorfälle von Rechtsradikalismus, Reichsbürgertum, übermäßiger polizeilicher Gewaltanwendung, Sexismus und Frauenfeindlichkeit o.ä. während er letzten Jahre denkt. Allerdings lässt sie dies nicht gänzlich unkommentiert, wenn sie einen der Beteiligten quasi entschuldigend darüber sinnieren lässt, dass Polizisten bei Demos, Schlägereien, aus dem Ruder gelaufenen Veranstaltungen immer „den Kopf hinhalten müssten“, und dass Straftaten viel zu häufig lediglich als Kavaliersdelikte eingestuft und Gewalttäter durch entlastende Gutachten nicht weiter verantwortlich gemacht würden (S. 294 f.). Das kann schwerlich verneint werden.
Dennoch positioniert sich Feth eindeutig gegen jeglichen Versuch, die Grenzen von Recht und Gesetz zu relativieren. Im Vordergrund steht für sie indes, dass Ivy als Frau zu Recht die als vermeintlich große Liebe verpackten unbedingten "Besitzansprüche" ihres Freundes verweigert, sich auch nicht in eine Opferrolle drängen lässt, sondern mit allen ihren Möglichkeiten aktiven Widerstand leistet. Nicht als Einzelkämpferin, sondern, wenn irgend möglich, mit Unterstützung von Menschen, denen man vertrauen kann. Notfalls auch mit körperlicher Gewalt oder einer unter Umständen tödlichen Waffe (etwa einem Buch im beschriebenen Tactile Pencil). Und das gilt auch dann, wenn die Aussicht auf Erfolg zunächst sehr gering erscheinen mag. Das ist die wohl wichtigste, zugleich Mut machende Message dieses Buches, die allerdings derart spannend und potenziell triggernd (mit Stalking und sexualisierter Gewalt) verpackt ist, dass das Buch frühestens ab einem Alter von mindestens fünfzehn, eher noch sechzehn Jahren empfohlen werden kann.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 06.05.2023