und draußen wartet die Welt

Autor*in
Grossman, Nancy
ISBN
978-3-570-40215-3
Übersetzer*in
Hummel, Doris
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
448
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eliza gehört zu den Amischen, einer ursprünglich aus Deutschland stammenden Religionsgemeinschaft. Sie lebt in einer der vielen kleinen Gemeinden in Amerika, die ein Leben wie im Mittelalter führen. Sie lehnen technischen Fortschritt ab, haben keinen Strom, keine moderne Technik, kein Radio, kein Fernsehgerät, keine Autos, kein Telefon. Sie bekennen sich zur einfachen Lebensweise in Demut und Bescheidenheit. Sie fahren in Kutschen, die Kinder lernen in Einklassen-Schulen.

Beurteilungstext

Die Maxime ist: ""Gruppenerhalt und Gruppenleben haben Vorrang vor individueller Verwirklichung"".
Modischer Schnickschnack, Makeup - alles unbekannt. Die Kleidung ist streng vorgeschrieben und für alle gleich.
Nach dem 16.Geburtstag dürfen sich die Jugendlichen eine kurze Zeit ausprobieren, ehe sie sich endgültig für die Taufe und das weitere Leben in ihrer Gemeinde entscheiden. Jugendliche, die ein Ausbrechen wagen, werden zukünftig von ihren Familien, ihren Freunden gemieden - sie werden aus der Gemeinschaft verstoßen, jeglicher Kontakt wird abgebrochen.

Diese Zeit, ""Rumspringa"" genannt, darf Eliza nach langem Kampf mit ihren Eltern außerhalb ihrer Gemeinde in einer normalen amerikanischen Familie in Chicago verbringen. Sie arbeitet mehrere Monate als Babysitter, lernt - wie kann es anders sein - einen Jungen kennen und durchlebt pausenlos Wechselbäder der Gefühle, wird hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, auszubrechen, ein Leben mit Handy, Fernsehen und allen technischen Möglichkeiten zu führen, sich modisch zu kleiden, in die Schule gehen und studieren zu können, oder zurückzukehren in ihre Gemeinde, in der sie behütet sein wird, brav mit den jungen Frauen Quilts näht und stickt, Kinder bekommt, jede Woche zum Gottesdienst geht, der getrennt für Männer und Frauen stattfindet.
Eliza macht sich die Entscheidung nicht leicht.

Die Geschichte ist sehr lebendig, detailliert und gefühlvoll geschrieben. Jeder Gedanke Elizas kann nachvollzogen werden, ihr Tagesablauf wird minutiös geschildert.
Das Cover - in einem Glas gefangene Schmetterlinge - passt hervorragend zum Inhalt.

Wir Zivilisierten, die an Reizüberflutung leiden, für die bei Stromausfall alles zusammenbricht, für die schon Trainingslager für ein zeitweiliges Leben ohne Handy angeboten werden, werden hier mit der Frage konfrontiert, ob wir uns ein solches Leben vorstellen könnten. Ob wir uns nicht auch mehr Gemeinschaft, mehr Fürsorge und Hilfsbereitschaft wünschen würden.
Der Leser bekommt einen Blick von außen auf sein eigenes, so vertrautes Leben vermittelt und wird angeregt, manche Selbstverständlichkeit, manche Gewohnheit zu hinterfragen, zu überdenken.
Der Satz von Elizas Mutter: ""Man kann ohne Dinge, aber nicht ohne Menschen leben"" könnte als Leitfaden über dem Buch stehen.

Leider gibt es in dem Buch keine sachlichen Hintergrundinformationen über diese Gruppe - woher kommen sie, wieviel gibt es, bleibt ihre Zahl konstant, wächst sie oder verringert sie sich? Da muss der Leser erst das moderne google bemühen, um zu erfahren, dass es insgesamt etwa 249.500 Amische (Stand 2010) gibt, die größtenteils in 427 Siedlungen in 28 Bundesstaaten der USA und Kanada leben. Es gibt viele Dutzende amische Gemeinschaften, die sich voneinander unterscheiden, insbesondere durch die unterschiedlich hohe Akzeptanz technischer Neuerungen oder auch durch die Handhabung der ""strengen Meidung"" (Verhalten gegenüber Ausgeschlossenen). Einige sind nur regional vertreten und haben keine bundesstaatweiten Verbindungen. Die Vielfalt der Gruppen ist schwer zu erfassen, Kontakte untereinander können nur schwer gepflegt werden (keine Autos, keine Telefone!), was auch zu Inzucht innerhalb der kleinen Gemeinschaften führen kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Pli.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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