... und dann kam Joselle

Autor*in
Henkes, Kevin
ISBN
978-3-86615-816-0
Übersetzer*in
Riekert, Eva
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Beyer, Carolin
Seitenanzahl
160
Verlag
Süddeutsche Zeitung
Gattung
Ort
München
Jahr
2010
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
6,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 10-jährige Nick lebt mit seinem Vater und seiner Großmutter abgeschieden auf dem Land. Seine Mutter starb an Krebs, als Nick fünf Jahre alt war. Seitdem leidet Nick unter Ängsten und Alpträumen. Durch die Freundschaft zu dem Mädchen Joselle gelingt es ihm allmählich, im schwierigen Prozess der Trauerarbeit und Angstbewältigung einen entscheiden Schritt voranzukommen.

Beurteilungstext

Nick ist ein schmächtiger, ängstlicher Junge, der seine Sommerferien zu Hause mit dem Vater und der Großmutter verbringt. Der Juli ist ein besonders schwieriger Monat für ihn, denn am 4. Juli jährt sich der Todestag seiner Mutter.
Nick hat den Verlust der Mutter noch nicht verarbeitet. Seine letzte gemeinsame Unternehmung mit ihr war eine Fahrt mit dem Riesenrad. Jedes Jahr erlegt sich Nick selbst eine Mutprobe auf. Er will sich zwingen, diese Fahrt zu wiederholen. Beim 1. Versuch (ein Jahr nach dem Tod der Mutter) kommt es dabei zu einem Unfall und Nick wird schwer verletzt. Seither hat er es nie wieder geschafft, das Riesenrad zu betreten. Auch die imaginären Freunde, die er sich ausdenkt, damit sie ihm helfen, haben ihre Aufgabe nicht erfüllt. Jedes Jahr werden sie auf dem Hügel gegenüber begraben, jedes Jahr kommt ein neuer hinzu.
Nicks traumatische Erlebnisse verursachen vielfältige Ängste: Angst vor Dunkelheit und Feuer, Angst vor großen Hunden und Wespen, Angst vor den Alpträumen, die ihn jede Nacht plagen. Noch hat er keinen Weg gefunden, sie zu überwinden. Er schafft sich selbst eine Welt ohne Gefahren, in der Steine seine Freunde sind.
Eines Tages entdeckt Nick eine geheimnisvolle Steinbotschaft auf dem Hügel vor seinem Fenster, die ihn zutiefst verunsichert und ängstigt. Noch kann er nicht wissen, dass ihm jemand einen üblen Streich gespielt hat.
Die gleichaltrige Joselle verbringt zur gleichen Zeit ihre Ferien bei ihrer Großmutter, die in Sichtweite zu Nicks Familie wohnt. Ihre Mutter hat sie dort untergebracht, weil sie ihre Zeit lieber ungestört mit ihrem neuen Freund verbringen möchte. Die Großmutter versucht, Joselle abzulenken und mit Geschenken das Gefühl der Enttäuschung und des Abgelehntwerdens zu mildern. Um sie zu trösten, erzählt sie Joselle auch von Nicks Schicksal, dem es so viel schlechter geht, weil er überhaupt keine Mutter mehr hat. Nicks Geschichte beschäftigt Joselle, sein tragisches Schicksal lenkt sie von den eigenen Problemen ab. Zur Verarbeitung ihrer Trauer und Wut spielt sie Nick den üblen Streich. Um ihn kennenzulernen und um seine Reaktion zu sehen, inszeniert sie eine Begegnung.
Nick ist zunächst verwirrt, aber auch fasziniert von Joselles impulsiver Art. Es entwickelt sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden Kindern. Mit ihrem lebensbejahenden, spontanen und unbekümmerten Wesen lockt Joselle Nick allmählich aus seiner Reserve und er beginnt, Vertrauen zu entwickeln und Lebensfreude zurückzugewinnen.
Doch nicht nur für Nick ist diese Freundschaft sehr wichtig. Beide Kinder verändern und entwickeln sich zum Positiven.
Je intensiver ihre Freundschaft zu Nick wird, desto schwieriger wird es für Joselle, ihm die Wahrheit über das zu sagen, was sie getan hat, bevor sie Freunde wurden. Als Nick durch Zufall hinter das Geheimnis der Worte aus Stein kommt, droht ihre Freundschaft zu zerbrechen. Nick ist zornig und tief enttäuscht, Joselle ist verzweifelt und beschämt. Doch beide machen die Erfahrung, dass sie den anderen vermissen und dass ihre Freundschaft wichtig und wertvoll ist. Die beiden gehen erneut aufeinander zu.
Der Roman endet mit hoffnungsvoll: Joselle hat mit den Steinen die Botschaft geschrieben “Es tut mir leid” und Nick überwindet seine Unfähigkeit, sich mitzuteilen und zu reden.
Kevin Henkes erzählt die Geschichte von Nick und Joselle abwechselnd aus dem Blickwinkel der beiden Protagonisten. Seine Sprache ist poetisch, hintergründig und tiefgründig. Zahlreiche Andeutungen reizen die Fantasie und Vorstellungskraft des Lesers und wecken dessen Neugier.
Zentrales Thema der Geschichte ist die Verarbeitung von Trauer und Verlust, die Auseinandersetzung mit dem Tod und der Umgang mit den eigenen Ängsten.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von agk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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