Und dann kam der Fuchs

Autor*in
Janisch, Heinz
ISBN
978-3-7152-0796-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Würbs, Kai
Seitenanzahl
22
Verlag
Atlantis
Gattung
Lyrik
Ort
Berlin
Jahr
2021
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Prosa mit lyrischen Elementen! Ein interessanter Versuch, der mehr ist als nur ein Text über Tiere. Die Kinder können sofort weitererzählen, auch anhand der "erzählenden" Bilder.

Beurteilungstext

„Eine Geschichte, die staunen lässt“. Ein Werbetext auf dem Rückentitel, dem man nur zustimmen kann. Eine Geschichte, die das Merkmal des Erzählens im Titel führt: „und dann ...“ Und dann geht die Kürzestgeschichte mit „und“ und noch einmal „und“ weiter: „Und dann kam der Fuchs, und die Hühner gackerten und flatterten hin und her und suchten ihren Stall.“ Aber was kam vor dem ersten „und“, fragen sich die Bilderbuchkinder vielleicht. Kurz und präzise wie ein Gedicht, jede Strophe folgt dem gleichen Muster, identisch der Auftakt, mit den beiden lautmalenden Verben im Mittelteil und dem knappen Abgang. Auf der Grenze zwischen Prosa und Lyrik jongliert Janisch gekonnt und natürlich. Und dennoch gibt es einen Erzählfortgang; der Fuchs verbreitet nicht nur Furcht, sondern wird von dem Bauern freundlich aufgenommen, weil der Fuchs so schlau ist, dass er sich nicht auf das böse Fabeltier festlegen lässt: die einzige Stelle im Buch, die mit direkter Rede von dem Muster abweicht. „Da bist du ja, alter Freund! Kränk dich nicht! Die anderen wissen noch nicht, dass Fuchs nicht gleich Fuchs ist.“ Es gibt den Fuchs der Fabel, den verschlagenen schlauen Fuchs bei Goethe und den anderen. Und die Kinder brauchen keine Angst zu haben. Ein alter Fuchs dieser Heinz Janisch, der 2005 den Österreichischen Staatspreis für Kinderlyrik erhalten hatte.

Der Autor hat in Kai Würbs einen kongenialen Illustrator gefunden, der die Erzählung in großformatige Bilder übertragen hat in einer für ein Bilderbuch ungewöhnlichen Technik: Öl auf Papier. Es gibt stimmungsvolle Landschaftsgemälde wie die Totale des Bauernhofs als erstes Bild noch ohne Text. Dass die Illustration nicht nur schmückendes Beiwerk ist, sondern die Handlung deutlich trägt, zeigt das vorletzte Bild mit dem wohlig geborgenen Fuchs in den Armen des Bauern und schließlich das letzte, in dem der Fuchs in der Abenddämmerung verschwindet. Dazu bedarf es keines Textes mehr. Die Aufregung, die durch den Fuchs entsteht, wird anschaulich in den Augen von Hahn und Gänsen. Nicht stilisierte Tiere, sondern realistisch dargestellte Kühe, die beim Fressen innehalten, dumme Hühner, die die Gefahr noch nicht erkannt haben. Die Bilder erzählen und regen zum Beobachten an. Wie in der Erzählung Überflüssiges ausgespart wird, so auch in der Bildgestaltung, wo es beispielsweise heißt: „und eine Tür leuchtet auf“. Nicht die Tür ist zu sehen, sondern das Licht, das auf den aufmerksam blickenden Fuchs fällt. Nicht die sprechende Person ist dargestellt, nur dessen Beine, Füße mit den Hausschlappen. Andererseits gibt es Details, die eine behagliche Atmosphäre schaffen wie der gedeckte Abendbrottisch. Alles endet friedlich - ein Buch zum Anschauen und Vorlesen beim Zubettgehen.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPHJK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 15.12.2022