Trügerischer Sog

Autor*in
Kui, Alaxandra
ISBN
978-3-570-16594-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
313
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die neue Schülerin Sara sorgt für Unfrieden in der Klasse. Um die Harmonie wieder herzustellen, organisiert die Klassenlehrerin eine Klassenfahrt auf eine kleine Nordseeinsel. Dort eskaliert die Situation.

Beurteilungstext

Es ist in zeitgenössischen Jugendromanen fast schon Routine, dass die Protagonisten aus der Ich-Perspektive abwechselnd ihre Geschichte erzählen. Das hat den Vorteil, dass die Lesenden am Denken und Fühlen der Heldinnen und Helden unmittelbar teilhaben können, was die Identifizierung mit ihnen und das Mitfühlen natürlich erleichtern und damit auch die Spannung erhöhen kann. Das wird allerdings durch einen Nachteil erkauft: Nach einer längeren Lesepause, oft genügen ein paar Stunden, müssen sich die Lesenden immer wieder in das Innenleben ihrer Figuren hineinfinden und sich oft fragen: Wer erzählt da gerade? So auch hier: Der Schüler Kim und seine schöne Klassenkameradin Sara erzählen ihre jeweilige Sicht der Dinge, von gegenseitiger Gleichgültigkeit bis hin zum erlösenden Kuss. In einem Asterix- Band spielt Tullius Destructivus eine verhängnisvolle Rolle. Seine Intrigen und seine bösartigen Bemerkungen führen bei seinen Mitmenschen sofort zu Hass und Streit. Und genau diese Rolle spielt die neue Mitschülerin Sara in der Klasse, eine wahre „Destructiva“. Sie ist böse, heimtückisch, intrigant, sie weiß das auch und bekennt sich in einem langen Monolog dazu. Der Klassenlehrerin, Frau Hoppe, bleibt nicht verborgen, wie die Klassengemeinschaft wegen und durch Sara zerfällt. So organisiert sie einen Landschulaufenthalt auf einer Nordseeinsel, um Sara zu integrieren und durch ein gemeinsames Projekt „echte Begegnungen“ zwischen den Schülerinnen und Schülern herbeizuführen. Die Leserinnen und Leser können zunächst wenig Sympathie mit der Ich-Erzählerin Sara und ihrem Verhalten aufbringen, zumal diese mit einem gewaltbereiten, groben Mitschüler befreundet ist. Eher gefällt der zweite Ich-Erzähler Kim, einer der von Sara als „Namenloser“ bezeichneten Mitschüler. Im Landschulheim auf der Insel eskaliert die Situation, als Kim die Klasse gegen Sara in Stellung bringt. Es gibt gemeine Aktionen, Gewaltszenen und gegen Ende wird sogar die Lehrerin getötet,
allerdings nicht von einem Schüler, sondern aus Eifersucht vom begleitenden Kollegen. Nach und nach erkennen die Leserinnen und Leser, aber auch Kim, dass Sara eine belastende Vorgeschichte mit sich herumträgt, und langsam wachsen Verständnis und damit Mitleid, aber auch Sympathie. Sehr einfühlsam schildert die Autorin, wie zunächst Interesse, dann Zuneigung und schließlich Liebe zwischen Sara und Kim wachsen, bis hin zum Satz: „Wir küssten uns.“ Die Lesenden brauchen ihre Zeit, um in den Roman hinein zu kommen. Ist das aber gelungen, liest sich die Geschichte spannend. Die Sprache ist stellenweise recht salopp, aber einfühlsame und farbige Schilderungen der herben Nordsee-Landschaft hellen dann doch die etwas zu psychologisierenden Personenbeschreibungen auf. Der Roman kann Heranwachsende sensibilisieren für Gruppenstrukturen und deren Mechanismen.

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Diese Rezension wurde verfasst von rem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 22.12.2021