Trudel Gedudel purzelt vom Zaun
- Autor*in
- Muszynski, Eva
- ISBN
- 978-3-570-17592-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Teich, Karsten
- Seitenanzahl
- 88
- Verlag
- –
- Gattung
- Buch (gebunden)Erstlesebuch
- Ort
- München
- Jahr
- 2019
- Preis
- 12,00 €
- Bewertung
Teaser
Das Huhn Trudel Gedudel entdeckt die Welt außerhalb des Hühnerhofes - eine Welt voller neuer Erfahrungen.
Beurteilungstext
Das Duo Eva Muszynski und Karsten Teich kennen wir von der hervorragenden Cowboy-Klaus-Serie, fest verbunden mit dem Tulipan Verlag. Nun haben sie ein neues Erstlesebuch geschrieben und mit cbj auch einen neuen Verlag gefunden.
Trudel Gedudel lebt auf dem Hühnerhof Das-Gelbe-vom-Ei und ist etwas selbstständiger als die anderen Hühner. Also ist Trudel vielleicht auch nicht ganz so zufrieden mit der Begrenztheit, die der Zaun des Hühnerhofes ihr gibt.
"Hinter dem Zaun, Sprudel, da wohnt die Freiheit! Da gibt es Abenteuer und Currywurst! Hinter dem Zaun...", schwärmt die Möwe Greten-Käthe, "... da ist das Meer!"
Und dann passiert es eher als dass es von Trudel geplant war, dass sie über den Zaun fliegt. Dadurch lernt Trudel Herrn Klautermann kennen, eine alte griesgrämige Ratte, die in einem Strandkorb wohnt. Und sie macht sich auf zum Meer - oder zum Mehr? Jedenfalls klettert sie auf einer Buhne hinaus und wird von der Flut überrascht, wird aber gerade noch von den Krabben Siegfried und Roy gerettet. Nun hat Trudel die Gefahren der Freiheit kennengelernt, aber auch viele neue Freund*innen gewonnen.
Die Geschichte mag etwas harmlos daherkommen, ist aber tiefsinniger als die meisten Geschichten in Erstlesebüchern. Interessant ist die Sprache, denn - das haben Sie sicher schon gemerkt – es wird mit der Sprache gespielt. Nicht nur die Namen sind sprechend und werden immer wieder verdreht, sondern auch ansonsten sind viele eher lyrische Elemente im Sprachfluss: Welle schwappen, Krabben krabbeln und klettern. In die meist kurzen Sätze mit einem einfachen Lesewortschatz sind gelegentlich Herausforderungen eingewoben: "Schiszwack" als Nachname der Krabben, das sind die Buchstaben auf einer alten Dose, in der mal Schiffszwieback war. So gelingt hier ein Sprachstil, der nicht nur einfaches Lesen ermöglicht, sondern durch die Herausforderungen gleichzeitig auch Lernanreize bietet.
Die Bilder setzen die Handlung in die Hühnerwelt, was den Leseprozess sicherlich unterstützt. Die Tiere sind stark stilisiert und zum Teil leicht vermenschlicht. Sie stehen in der Regel im Mittelpunkt der Bilder, die mal in den Text eingestreut sind, mal eher eigenständig daherkommen. Sie nehmen auf, was im Text stehen, sind aber zugleich auch Kommentar, indem sie manchem im Text Dargestellten eine überraschende Wendung geben oder Raum für Vorausdeutungen bieten. Trudel Gedudel wird durch die bildliche Darstellung auf jeden Fall ein sehr liebenswertes Huhn.
Als Erstlesebuch kommt dieses Buch sehr unauffällig daher: Keine Einordnung in Lesestufen, keine Leserätsel, keine Sticker. Das ist gut, denn das Erzählte können auch Kinder in Klasse 3 noch lesen, selbst wenn die Lesekompetenz der meisten Kinder Anfang Klasse 2 ausreichen sollte, dieses Buch zu lesen.
Ein kleines Ärgernis ist allerdings, dass der Klappentext auf der Buchrückseite in kleiner Schrift gesetzt ist, die auch keine Fibelschrift ist - anders als im Buchinneren. So wird für Kinder im ersten Lesealter unnötig erschwert, sich vor dem Lesen über das Buch zu informieren.
Insgesamt liegt hier also ein wunderbares Erstlesebuch vor, das eine Geschichte erzählt, die einerseits lustig daherkommt, andererseits auch Anstoß gibt, um über Freiheit nachzudenken.
Christoph Jantzen