Trolle, Tiere, Taugenichtse. Theodor Kittelsens nordische Märchenwelt

Autor*in
Asbjørnsen, Moe
ISBN
978-3-8251-7632-7
Übersetzer*in
Qvam, N.Bresemann, F.Stroebe, K.Cremer, J.
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Kittelsen, Theodor
Seitenanzahl
208
Verlag
Urachhaus
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2009
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Brüder Grimm Skandinaviens hießen Christen Asbjørnsen und Jørgen Moe und sammelten Märchen über Trolle, Tiere und Taugenichtse. Theodor Kittelsen illustrierte sie wie kein zweiter.

Beurteilungstext

Neid und Gier sind keine Zier. Das wussten die Menschen bereits vor vielen Jahrhunderten und so erzählten sie Märchen, in denen ein jeder seine Lehre erhielt. Grob sind die norwegischen Erzählungen, mit grausamer Konsequenz und untrüglichem Urteil.
Christen Asbjørnsen und Jørgen Moe haben diese Volksmärchen Mitte des 19. Jahrhunderts gesammelt und aufgeschrieben, sind so zu sagen Norwegens Gebrüder Grimm. Auch Theodor Kittelsen erlag dem Charme der alten Überlieferungen und zeichnete Bilder, die heute untrennbar mit den Märchen verbunden sind. "Seit Kittelsen seine Trolle malt, so heißt es, wüsste man erst, wie ein norwegischer Troll ‚eigentlich' aussieht." Kittelsens Offenheit für das Fantastische, Unsichtbare, für das Übernatürliche zeichnet seine Werke aus. Und so sind auch seine Trolle. Sie sind nicht einfach groß oder gutmütig. Vielmehr sind sie unheimlich und gewaltig, ursprünglich wie ihre Heimat. In seinen Bildern findet sich aber auch Kittelsens Liebe zur norwegischen Natur, dem Geheimnisvollen, Märchenhaften und Großartigen in ihr. Wald- und Berglandschaft finden neben der Bauernkultur ihren Platz in kraftvollen, aber auch schwebend leichten Illustrationen. Der Norweger zeichnet mit Tusche und Feder, greift zu Kohlestiften und Farbe. Mit viel Humor macht er sichtbar, was die Zwischentöne der Märchen erzählen.
Die böse Stiefmutter, die fleißige Tochter, der Aschenper, der Taugenichts, das Glück der Dummen und Herzensguten. Neben dem bekannten Personal nehmen die Naturgewalten in Gestalt der Trolle einen großen Raum ein und erweitern die Märchen um eine kraftvolle Perspektive. Die erzählten Motive jedoch gleichen sich hier wie im Norden. Die norwegischen Erzählungen allerdings sind derber als die der Gebrüder Grimm. Trolle gibt es da, die ihren Kopf unter dem Arm tragen, Menschen fressende nimmersatte Katzen, selbst zerstörerische Bösewichte. Dem entsprechend ist die vorliegende Ausgabe in drei Kapitel unterteilt: Märchen für die Kleinsten, für größere Kinder und schließlich Texte von Kittelsen für die erwachsenen Leser. Grausam und grob sind sie allesamt.
Da ist der verschlagene Fuchs, der den dummen Bären seine Nase in ein Wespennest stecken lässt, im Glauben, es gäbe dort Honig zu schlecken. Oder der Drache, befreit vom Stein, will er seinen Retter fressen. Die Hausmaus, die ihren Verwandten, die Feldmaus, betrunken macht und der Katze zum Fraß serviert. Doch für die Kleinsten geht alles glimpflich aus. Reinecke Fuchs hat beim Bären auch mal das Nachsehen, gefressene Kreaturen entspringen lebendig den Innereien. Die Größeren hingegen hören von endgültigeren Ausgängen. "'Lege nur deinen Kopf auf die Bank, dann sollst du mal sehen.' Das tat denn das arme Mädchen auch. Aber da nahm der Butterbauch die Axt und hieb ihm damit den Kopf ab, als wär's ein Küken gewesen." Für die Erwachsenen schließlich erzählt der Zeichner Kittelsen mit trockenem Humor, welcher derbe aber auch wunderbar erfrischend daher kommt. "Oben in einem Walddickicht stolperte Bobben-auf-dem-Mauszaun, und beim Sturz brach er sich einen seiner beiden Füße ab. Ja, ja, es hätte schlimmer kommen können! Sie ließen den Fuß liegen und latschten weiter."
Ein Buch voll wunderlicher Gestalten. "Manch einer war so alt, dass Moos und Krüppelholz auf ihm wuchsen, andere waren von den Jahren so gekrümmt und verknorzt, dass sie gewundenen Kiefernwurzeln glichen und getragen werden mussten. Das knackte und krachte, das rasselte und pustete und schnaufte, denn alle, alle wollten mit dabei sein (...)." Schaurigschöne Geschichten also für schummrige, kuschelige Stunden am Kamin.

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Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010