Ton und Scherben

Autor*in
Kreisl, Jana
ISBN
978-3-943417-73-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kreisl, Jana
Seitenanzahl
32
Verlag
Jaja Verlag
Gattung
ComicTaschenbuch
Ort
Berlin
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
8,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Stilles Comic-Drama über eine Liebesgeschichte zweier Künstler und deren schmerzahftes und befreiendes Ende

Beurteilungstext

Die junge Berliner Illustratorin Jana Kreisl wendet sich mit "Ton und Scherben" einem für Comics lange Zeit unüblich ernsthaftem Thema zu. Dabei beginnt das schmale Heft zunächst mit einer Liebesgeschichte zwischen zwei Künstlern, Irma und Hans, die sich in den wilden 1968er Jahren zwischen Parties und Studium ganz leise ineinander verlieben. Als Irma schwanger wird und sie gemeinsam in ein hübsches Fachwerkhaus ziehen, erkennt Irma, dass Hans ein Alkoholproblem hat. Er beginnt, die Familie und seine Arbeit zu vernachlässigen, wird grundlos eifersüchtig und - das deutet der Comic lediglich an - Irma gegenüber auch gewalttätig. Nach der Trennung hat Hans schnell eine neue Frau, die sich mit ähnlichen Problemen an Irma wendet und schließlich aus Verzweiflung Selbstmord begeht. Die Geschichte endet an Hans‘ absolutem Tiefpunkt.
Jana Kreisl erzählt und zeichnet diese tragische Geschichte, die aus einer Reihe von Interviews mit älteren Damen eines Senioren-Wohnprojekts entstanden ist ohne große Dramatik. Vielmehr ist die Perspektive der Ich-Erzählerin Irma eine objektiv-sachliche, die die Darstellung des Innenlebens und die Erfahrungen der Gewalt an der Erzähloberfläche ausspart und auf diese Weise der Sprache der Bilder überlässt. Obwohl die oft düsteren Zeichnungen mit wenigen Farben auskommen und auf den ersten Blick sehr einfach erscheinen, gelingt es ihnen, die Leerstellen der erzählten Geschichte zu füllen und Gefühle der Angst und Ratlosigkeit etwa durch die ganzseitige „Nahaufnahme“ von Hans‘ Händen mit der Bildunterschrift „Den Kindern hat er nie etwas getan“ auszudrücken. Andere der emotional aufgeladen Panels wie die, in denen sich Hans und Irma verlieben oder Hans‘ Trunkenheit gezeigt wird, kommen gar gänzlich ohne Sprache aus. Auch sonst sind die handgeschriebenen, nüchternen Texte sehr sparsam eingesetzt. Insgesamt ist „Ton und Scherben“ ein feinfühliger Comic, der für ältere Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene zu empfehlen ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von sag; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 26.01.2017