Tomaten mögen keinen Regen

Autor*in
Orlovsky, Sarah Michaela
ISBN
978-3-7022-3368-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
Tyrolia
Gattung
Ort
Innsbruck
Jahr
2013
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Hovanes lebt mit Eilis, Gaya, Tiko und Sirup in einem Waisenheim. Bei ihnen leben auch Schwester Rosa und Schwester Miki. Fünf Jugendliche leben ein Leben, das so völlig anders ist; und doch letztlich geprägt von ganz normalen Bedürfnissen, Nöten und Freuden. Ein außergewöhnlicher Roman.

Beurteilungstext

Die kleine Wohngemeinschaft ist ein außergewöhnlicher Ort. Die fünf Jugendlichen leben ein zurückgezogenes Leben, das doch in jedem Moment auch außergewöhnlich ist. Sie alle sind behindert und in einer Gesellschaft der Leistungsfähigen nur oberflächlich willkommen. Gemeinsam bewältigen sie ihren Alltag im Schonraum, was keinesfalls Harmonie garantiert. Der Jugendliche Hovanes erzählt davon in einer erstaunlich offenen und ehrlichen Art. Es ist weder ein romantisierender noch ein kritischer Blick auf das, was da unter den Obhut der beiden Schwestern Rosa und Miki geschieht. ""Die Schwestern haben immer gesagt, ich lebe bei ihnen, weil sie mich lieb haben. [...] Aber in Wirklichkeit ist es anders. In Wirklichkeit lebe ich bei den Schwestern, weil mich sonst niemand liebt."" Dieses bittere Resümee ist nur ein Teil von Hovanes' erstaunlich weiter Gedankenwelt. Dazu gehört auch die stetige Überforderung mit Sirups Wildheit, das altersgemäße Streben nach Selbstständigkeit und die Erfahrung ständiger eigener Grenzen, die Wut auf alle und die bedingungslose Liebe im Widerstreit mit dem Ringen um die Ordnung im Leben. Es ist eine vielschichtige Geschichte, die Sarah Michaela Orlovsky in ihrem Debütroman erzählt. Eingebettet in die Erzählungen von Hovanes finden sich Previews auf ein schreckliches Ereignis, das sich bereits ankündigt und alles zu ändern droht. Und auch die Geschichte der Journalistin Ana wird nebenbei erzählt - dann aber aus auktorialer Perspektive und auch in ihrem versöhnlichen Ausgang deutlich idealisiert.
Orlovsky gelingt es, ihre Leser durch die Augen von Hovanes auf das Leben schauen zu lassen. Dabei beeindruckt die scheinbare Authentizität der Erzählung, die Hovanes fast körperlich präsent erscheinen lässt. Ganz selbstverständlich und nicht gekünstelt wird Hovanes Denken subtil sprachlich inszeniert, ohne auch nur einmal einen unnatürlichen oder gekünstelten Eindruck zu erwecken. Durch seine Augen eröffnen sich viele Perspektiven; zunehmend auch die der anderen auf ihn und auch die eines fremden Betrachters auf die Gesamtsituation. In diesem Sinne gelingt Orlovsky eine neue Perspektivierung des Themas Behinderung in der Jugendliteratur. Ihr Debütroman verspricht viel, was er über den ganzen Umfang aber auch einhalten kann. So liegt hier ein wirklich außergewöhnliches Buch vor; außergewöhnlich erzählt von außergewöhnlichen Menschen und außergewöhnlich gut. Man möchte fast - seine Fiktivität vergessend - ,schonungslos ehrlich' meinen. Auf jeden Fall aber: ,Unbedingt zu empfehlen'.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Orlovsky, Sarah Michaela

Orlovsky, Sarah Michaela

Maulwurf und ich

Weiterlesen
Orlovsky, Sarah Michaela

Maulwurf und ich

Weiterlesen
Orlovsky, Sarah Michaela

Tomaten mögen keinen Regen

Weiterlesen
Orlovsky, Sarah Michaela

Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt

Weiterlesen
Orlovsky, Sarah Michaela

Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt

Weiterlesen
Orlovsky, Sarah Michaela

Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt

Weiterlesen