Toffee. Wie Glücklichsein von außen aussieht

Schlagwörter

• Außenseiter
• Emanzipation
• Familie
• Gewalt

Teaser

Allison läuft vor ihrem Vater davon – den sie gern vergessen möchte. Und sie kommt bei Marla unter, die vor allen Dingen eins tut: vergessen. Ein wunderbarer Roman über das Glück der Erinnerung.

Beurteilungstext

Allisons Mutter stirbt bei ihrer Geburt, ihr Vater verwindet den Schmerz nie. Zunehmend gewalttätig quält er Allison und seine Partnerinnen, bis es allen zu viel wird. Die siebzehnjährige Allison läuft schließlich davon, um die letzte Partnerin des Vaters zu finden. Stattdessen kommt sie aber bei der dementen Marla unter, die Allison für ihre alte Freundin Toffee hält. Zwischen dem Vergessen von Marla und dem Erinnern an das frühere Leben versucht Allison nun einen Platz zu finden, denn sowohl der Verlust des alten Lebens als auch die neue Existenz sind riskant und brüchig. Allison ist verunsichert und isoliert, doch das Glück, das sie Marla bietet, kommt auch wieder zu ihr zurück. Und am Ende gelingen ihr der aktive Abschied vom Vater und der Blick in eine hoffnungsvolle Zukunft.
Sarah Crossans neue Erzählung ist wieder ein Versroman. In verdichteter Sprache werden fragmentarisch und versatzstückartig Handlungsmomente der Erzählgegenwart und Retrospektiven ineinander verschachtelt. Aus der Perspektive von Allison erzählt, wird die psychologische Dimension der Handlung gerade in den Leerstellen spürbar, die Erzählpassagen und Reflexionen verbinden. Oft sind es gerade das Nichtgesagte, oder die verdichtete Minimalaussage, die in der Imagination der Lesenden einen ganzen Bedeutungshof erzeugen. So entfaltet das Buch eine große Faszination. Die kurzen Texte beschleunigen zudem die Leseerfahrung und entfalten einen Sog, dem sich kaum zu entziehen ist. Faszinierend und ausgezeichnet realisiert. Nachdrücklich zu empfehlen!