Tochter der Krokodile

Autor*in
Ehret, Marie.Florence
ISBN
978-3-7795-0227-2
Übersetzer*in
Schäfer, Stefanie
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
157
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
Ort
Wuppertal
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 11-jährige Fanta lebt bei ihrer Großmutter in Nanou, einem kleinen Dorf in Burkina Faso, während ihre Mutter Delphine in Paris als Putzfrau und Babysitterin Geld für die ganze Familie verdient. Als Delphine endlich Papiere bekommt und einen Pass beantragen kann, besucht sie ihre alte Heimat. Wird Fanta mit ihrer Mutter nach Paris gehen?

Beurteilungstext

Wir begleiten die junge Afrikanerin durch fast ein Jahr ihres Lebens von Februar bis Neujahr. Sowohl die Abläufe in der Natur, z.B. Wechsel von Hitze und Kälte, Trockenheit und Regen, als auch die Eingebundenheit der Dorfbewohner in diese Vorgänge durch Aussaat und Ernte werden hier sehr anschaulich, aber in einfachen Sätzen leicht verständlich dargestellt. Alte Traditionen, z.B. der Gang zur Traumdeuterin oder das rituelle Festmahl zu Ehren des verstorbenen Großvaters, wechseln mit für die Dorfbewohner schwer verstehbaren Neuerungen wie das Beschneidungsverbot oder der Schulbesuch der Mädchen ab. Zum Glück gibt es die weise Großmutter, die weder Töchter noch Enkelinnen beschneiden lässt, und damit Fanta, die gern wie ihre Freundin "gereinigt" werden möchte, diese Entscheidung abnimmt. Eine andere muss Fanta jedoch selbst fällen. Will sie mit der Mutter zu den Weißen nach Paris gehen, wo das Leben scheinbar angenehm ist und das Geld "auf der Straße" liegt? Oder bleibt sie in ihrer Großfamilie und Dorfgemeinschaft, wo allerdings die moderne Zeit in Form von Handys, Mopeds, Jeans und T-Shirts ebenfalls Einzug gehalten hat? Immer wieder vergleicht die Autorin Afrika und Europa. Besonders eindrucksvoll ist die Schilderung von Delphines Leben in Paris. Wie anders erlebt sie die Jahreszeiten, wie beengt ist ihr Wohnraum! Das Buch liest sich flüssig. Die Erzählweise ist ruhig, bedächtig, aber sorgfältig. Präsenz als Erzählzeit bewirkt zeitliche Nähe und räumliche Unmittelbarkeit. Das Geschehen wird aus Fantas Sicht berichtet, die aber nicht als Ich-Erzählerin auftritt. Die Vorgänge regen 12-Jährige zum Mit- und Weiterdenken an. Sie verstehen Fantas Fragen und hoffen natürlich auf die richtige Entscheidung. Auch Stefanie Schäfers Übersetzung ist gut und stilistisch sauber. Im Glossar (S. 155-157) werden die meisten der unbekannten Wörter erklärt. Leider gibt es keine Erklärung für Okra-Soße mit Soumbala.

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Diese Rezension wurde verfasst von Sl.
Veröffentlicht am 01.01.2010