Tintenklecks das Krikelkrakel-Mädchen

Autor*in
Eugenia, Maria
ISBN
978-3-8497-0319-6
Übersetzer*in
Rech-Simon, Christel
Ori. Sprache
Portugiesisch
Illustrator*in
Eugenia, Maria
Seitenanzahl
24
Verlag
Carl Auer
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Heidelberg
Jahr
2019
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
16,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Tintenklecks ist ein Krikelkrakel-Mädchen und – ebenso wie viele echte Mädchen – unzufrieden mit seinem Aussehen. Sie denkt, dass jemand sie schlecht gezeichnet hat. Stimmt das denn? Ja vielleicht schon… A b e r stört sie das denn überhaupt?

Beurteilungstext

Nein, das ist ihr „schnurzpiepegal“ verkündet sie auf der letzten Seite, breit lachend auf ihrem Fahrrad aus dem Bild fahrend und die Welt erobernd.
Mit einer klaren pädagogischen Haltung erzählt das Bilderbuch vom Krikelkrakel-Mädchen ohne Namen davon, dass die meisten Mädchen denken, sie wären hässlich oder zumindest etwas an ihnen sei „nicht richtig“: zu groß oder zu klein der Busen, zu lockig oder zu dünn die Haare, zu breit die Hüfte oder zu wenig kurvig der ganze Körper, zu breit das Lachen oder zu schmal die Nase, zu viele Sommersprossen oder zu viele Kilos an den falschen Stellen. Tatsächlich spiegelt sich hier das, was auch uns erwachsene Frauen leider viel zu oft und viel zu intensiv beschäftigt: Nämlich wie wir in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, wenn wir nicht genau dem gerade bestimmenden Schönheitsideal entsprechen.
So wünschte sich die Rezensentin lange Jahre in die Zeit zurück, in der Rubens-Ideale als schön galten und nicht Twiggy-Ideale. In der heutigen Zeit kommt gewissermaßen verschärfend der Körper-Machbarkeits-Kult hinzu, in dem gepredigt wird, dass man durch Ernährung und Sport einen idealen Körper bekommen kann.
Was schlägt nun das Bilderbuch den Mädchen vor? Welche Botschaft hat es? Nicht Körperoptimierung glücklicherweise sondern das Aussehen soll einem egal sein – „schnurzpiepegal“, also total egal sogar. Ob das wohl insbesondere bei besonders ausgeprägten Unsicherheiten oder sogar Mobbing wegen des Aussehens helfen kann, wage ich zu bezweifeln.
Der online beim Verlag zu findende Begleittext der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und Übersetzerin des Buches Christel Rech-Simon beschreibt die Situation heutzutage zwar recht treffend, bleibt aber mit ihrer Botschaft weit hinter (zumindest meinen) Erwartungen zurück und versteigt sich zu zumindest irritierenden Aussagen. Sie kritisiert zu Recht, dass mittlerweile schon bei Jugendlichen die Schönheitschirurgie ihren festen Platz hat oder wie sehr z.B. Bundeskanzlerin Merkels Aussehen und Kleidung thematisiert wird und ihre politischen Aussagen in den Hintergrund rücken: „Einfach unverschämt!!“ empört sie sich. Wir sollen uns in unserem Körper wohlfühlen, ihn akzeptieren. Und wir brauchen eine Aufgabe, die uns erfüllt und befriedigt. Moderne Heldinnen können wir sein und Kinder gebären und so für den „Fortbestand alles Lebendigen auf Erden“ sorgen. „Welch ein Potential, welch eine Macht, welch ein Monopol! Da kann Mann schon neidisch werden.“ (S. 2 Begleittext) Nach dieser von Pathos getragenen und problematischen und fragwürdigen Einschätzung will sie natürlich doch das Richtige: „Und das ist es doch, was wir wollen für unsere Töchter wie für unsere Söhne: Stark und schön und wild und frei sollen sie sein! Alle!“ Der Weg dahin führt über die Liebe zu sich selbst und unseren Kindern.“ Ja schon, aber was sollen denn nun die Mädchen konkret tun, wenn sie ein echtes Problem mit ihrem Körper haben und sie lieende Erwachsene nicht unbedingt bereitstehen?
Die ästhetische Gestaltung des Bilderbucsh selbst gefällt mir gut mit seinen starken Kontrasten zwischen glänzend weißen Hintergrundseiten, dem scharfkantig mit dickem Edding ungelenk daherkommenden Krikelkrakelmädchen einerseits und den bunt gemalten Mädchenfiguren andererseits.
Als Impuls und Gesprächsanlass in Mädchengruppen oder für therapeutische Zwecke eignet es sich gut. Für den Einsatz in normalen Kindergruppen mit Jungen und Mädchen würde ich es nicht empfehlen.

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Diese Rezension wurde verfasst von SRAn; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 18.04.2020