Theologie und Kirchengeschichte – kurz und knackig

Autor*in
Gray, Tony
ISBN
978-3-7655-1434-0
Übersetzer*in
Riedel, Christian
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
English, Steve
Seitenanzahl
176
Verlag
Gattung
Ort
Basel und Gießen
Jahr
2009
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein wilder Ritt ist es, den der Publizist und ehemalige Oxford-Dozent Tony Gray, kongenial von Steve English illustriert und von Christian Rendel ins Deutsche übertragen, vorlegt: Die Verfasser haben sich nichts weniger vorgenommen als die gesamte (Dogmen-)Geschichte des Christentums in unter 200 Seiten jugendgerecht aufzubereiten. Ob das wohl gut geht?

Beurteilungstext

Kurze Antwort: Ja.
Längere Antwort: Meistens.
Ganz lange Antwort: Die Fallhöhe des schmalen Grates, auf dem die Verfasser balancieren, ist außerordentlich groß. Ein enormes Stoffpensum muss verdichtet und vereinfacht werden. Die Essenz herausdestilliert werden, ohne in isolierte Faktenhuberei zu verfallen. Zusammenhänge müssen deutlich gemacht werden, ohne die Historie durch Übervereinfachung zu verfälschen. Etwas anderes als eine Kompromisslösung ist daher unmöglich, und Gray und Co treffen, wenn auch nicht unangreifbare, so doch plausible Entscheidungen: Sie folgen einer ganz traditionellen Gliederung von den altkirchlichen Apologeten über Mittelalter und Reformationszeit bis in die Postmoderne und streifen dabei eine Vielzahl von zentrale Figuren, stellen deren politische und/oder theologische Bedeutung für das christliche Denken heraus. Dabei gibt es mehrere "Klassen": Die einzelnen Teilkapitel umfassen eine halbe Seite (z.B. Thomas à Kempis), aber auch drei Seiten und mehr (Luther, Schleiermacher). Dabei sind sie um Ausgewogenheit bemüht, geben sowohl orthodoxen wie liberalen Positionen Raum. Was eine öde Namensparade werden könnte, wird durch die sachlich präzise, aber stilistisch lockere Sprache und die durchaus spritzigen Illustrationen aufgewogen; ein Konzept, das im englischsprachigen Raum schon den "Horrible Histories" von Terry Deary und Martin Brown enormen Erfolg beschert hat. Ein weiterer Pluspunkt für themenerfahrenere Leser ist die englische Herkunft, die natürlich auch auf die Auswahl der historischen Personen Einfluss hat: Tyndale, Wesley oder Newman sind es auch bei uns wert, bedacht und in die Tradition eingeordnet zu werden. Dabei ist klar: Mehr als einen ersten Überblick kann das Buch unmöglich geben. Das aber tut es so gründlich und unterhaltsam, dass man mehr wissen will. Anders formuliert, lässt einen "Theologie und Kirchengeschichte" mit der Form von Unzufriedenheit zurück, die nur durch weitere Information gestillt werden kann. Bei dem Thema und der Zielgruppe mehr als ein Kunststück.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von jr.
Veröffentlicht am 01.01.2010