The Sharp Edge of Silence - Gefährliches Schweigen

Schlagwörter

• Gender/Geschlecht
• Gewalt
• Schule

Teaser

Missbrauchsfälle, toxische Männlichkeit und absurde, aber gleichzeitig zerstörerische Initiationsriten in einem renommierten Internat in den USA: Eine junge Frau wurde vergewaltigt und kämpft seitdem mit den seelischen Folgen. Ein junger Mann, der als Stipendiat an der Lycroft Phelps School ist, weiß, dass er immer Außenseiter bleiben wird. Ein Geheimbund, der albern wäre, wenn die Folgen nicht so ernst wären, wird durch eine Gruppe junger Frauen, die zusammenhält, aufgedeckt.

Beurteilungstext

Quinn, genannt Q, wurde vom großspurigsten der Jungen vergewaltigt, und sie traut sich nicht, das anzuzeigen – ihr Wort würde gegen seines stehen. Doch sie leidet unter den seelischen Folgen und hat Rachewünsche, kann nicht mehr wie vorher am Schulleben teilnehmen.
Parallel dazu entwickelt sich eine ernsthafte Liebesbeziehung zwischen Seb, dem Star der Rudermannschaft, und Charlotte, einer leidenschaftlichen Tänzerin. Auch Max, der Stipendiat, traut sich nach und nach an Alex heran, für die er schon lange schwärmt. Und er wird, zu seinem großen Erstaunen, in die Rudermannschaft und sogar in die Geheimgesellschaft der Schüler, Slycroft, aufgenommen und erfährt dort vom Wettbewerb um die meisten „genagelten Chicks“. Max ist entsetzt, aber zu feige, sich dagegen aufzulehnen, und das wird ihn die beginnende Beziehung mit Alex kosten. Aber er trägt dazu bei, dass die Geheimgesellschaft auffliegt und die meisten der Jungen die Schule verlassen müssen. Dies kann nur gelingen, weil Q sich letztlich anderen geöffnet hat und die jungen Frauen zusammenhalten und die Unterstützung erwachsener Frauen haben.
Das bemerkenswerte Buch ist sehr authentisch im Ton und im Aufbau. Erzählt wird aus drei wechselnden Perspektiven in der ersten Person. Einen sehr großen Anteil hat Q, deren seelische Verfasstheit man schnell wahrnimmt, aber deren Geschichte erst nach und nach deutlich wird. Auch Charlotte, für die eigentlich alles perfekt läuft in der Welt von Lycroft Phelps, die aber am Ende die Beziehung zu Seb beendet, denn auch Seb war Teil der Slycroft-Geheimgesellschaft, erzählt ihre Erlebnisse und ihre Wahrnehmungen und Gedanken. Der dritte Erzähler ist Max, der uns Einblick in die Welt der jungen Männer gewährt, allerdings auch als Sympathieträger, denn er ist immer eher skeptisch bis angewidert und kommentiert distanziert, was er beobachtet.
Die Situation in dieser Eliteschule ist sicherlich sehr US-amerikanisch geprägt, doch die grundsätzliche Art von Männerbünden, von gegenseitigem Protzen und Posen, bei dem Trophäen sexueller Erlebnisse eine Rolle spielen, ist auch deutschen Heranwachsenden bekannt. Die Autorin war selbst als junge Frau Opfer einer (Fast-?)Vergewaltigung und hat hier bewusst eine Geschichte geschrieben, in der die jungen Frauen solidarisch und emotional unterstützend handeln und so die brutale und absurde Handlungsweise der Männer aufdecken und zumindest einen Ansatz der Lösung für Q ermöglichen.