Tatort der Kuscheltiere

Autor*in
Pantermüller, Alice
ISBN
978-3-401-60578-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kohl, Daniela
Seitenanzahl
288
Verlag
Arena
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanFantastik
Ort
Würzburg
Reihe
Die außergewöhnlichen Fälle der Florentine Blix
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 13-jährige Florentine will auf jeden Fall Mordermittlerin werden. In kriminalistischer Hinsicht hat ist sie schon recht versiert, aber ein echter Fall fehlt noch. Als ein neuer Schüler in ihre Klasse kommt und just am selben Tag ihre gesamten Kuscheltiere verschwinden, ist Florentine davon überzeugt, dass beides miteinander zusammenhängt. Ihr Spürsinn ist gefragt, und auch ihre allerbeste Freundin Maja, um die ziemlich überraschende Lösung in diesem außergewöhnlichen Fall zu finden.

Beurteilungstext

Florentine ist eine kluge, jedoch etwas anders geartete 13-jährige Teenagerin. Sie ist in allen Dingen sehr strukturiert, verschriftlich wichtige Fakten und Beobachtungen, hat Probleme bei der Berührung durch andere Menschen, kommt mit unwahren Äußerungen, selbst wenn es sich um Nebensächlichkeiten handelt, nicht zurecht und empfindet ihre jeweilige Stimmungslage farbig: Rot ist je nach Farbintensität immer ein schlechtes Zeichen, bei Grün geht es ihr gut. Offensichtlich handelt es sich bei ihr um eine Art von Asperger-Syndrom, was jedoch im Buch an keiner Stelle direkt zur Sprache kommt. Es ist auf jeden Fall ein interessanter Ansatz für einen Jugendroman, wenn es dabei um die Protagonistin und Ich-Erzählerin geht.
Tatsächlich startet das Geschehen mit Schauplatz Flensburg und Umgebung unspektakulär, aber durchaus mit einer gewissen Grundspannung. Dass ausrangierte Kuscheltiere abhandenkommen, dann aber einzelne sonderbar drapiert wieder erscheinen, ist immerhin ungewöhnlich. Dass ein neuer dänischer Schüler namens Bo in Florentines Klasse kommt und auch prompt neben ihr sitzen soll, ist ebenfalls nicht sonderlich aufregend. Merkwürdig wird es erst, als plötzlich der Kleiderschrank mit Florentine zu sprechen scheint, noch dazu auf Dänisch, und sie bittet, Bo zu helfen. Ein Fall für Florentines Spürsinn, bei dem ihr auch ihre Freundin Maja hilft.
Bis dahin scheint die Geschichte noch zu einem mehr oder weniger normalen Kriminalfall zu werden. Man ist als Leser gespannt auf die Erklärung für so manches, was, wie Florentine immer wieder feststellt, allein schon aus physikalischen Gründen nicht sein kann. Etwa ab Mitte des Buches verheddert sich das Geschehen; es geht zunehmend um Geistergeschichten, auch was die beteiligten Figuren anbetrifft. Bei den Geistern, die als handelnde Figuren im weiteren Verlauf der Geschichte auftauchen, handelt es sich um konkrete verstorbene Personen, die je nach Grad ihrer postmortal erworbenen Fähigkeiten entweder nur flüchtig sichtbar sind oder in nahezu komplett materialisierter Gestalt als existente Personen wahrgenommen werden – vorausgesetzt, das menschliche lebendige Gegenüber hat die (erworbene) Fähigkeit, Geister sehen zu können. Interaktion zwischen Menschen und Geistern oder Geistern untereinander ist dabei völlig „normal“. Es gipfelt in einem reichlich absurden Satz: „Da treffe ich endlich mal einen netten Jungen, der auch tot ist, und dann … dann wird er einfach beerdigt!“ (S. 266).
Gerade im Hinblick darauf, dass der Plot in einem ganz realen Umfeld (Flensburg) angesiedelt ist (und die rational denkende Florentine mehrfach darüber völlig richtig dazu bemerkt, dass Geister nach naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten nicht existieren), erscheint es umso befremdlicher und hochgradig erschreckend, mit welcher Unbedarftheit (oder ist es Berechnung?) seitens der Autorin der Tod banalisiert und parapsychologische Phänomene als Fakten akzeptiert werden. Eine fragwürdige, ja: gefährliche Vorgehensweise in einem Jugendbuch, die schwerlich akzeptiert werden kann.
Wenn Heranwachsande ab etwa 12 Jahren gerne Fantasy-Literatur mögen, ist das in der Regel kein Problem. Die Art, wie man bei Florentine Blix weitestgehend unerwartet in diese Richtung hin mitgehen muss, ist allerdings nicht in Ordnung. Von daher kann das eigentlich gut aufgemachte, literarisch nicht zu beanstandende Werk nicht empfohlen werden. Nur am Rande sei erwähnt, dass sich die Vorkommnisse um die verschwundenen und wieder aufgetauchten Kuscheltiere letztlich als nahezu komplett irrelevant für den Haupterzählstrang erweisen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 06.03.2024