Tanzen können auch die Steine

Autor*in
Heyduck-Huth, Hilde
ISBN
978-3-7152-0284-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Heyduck-Huth, Hilde
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2008
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

"Lass liegen, das sind doch nur Steine!", hört man sich selbst nur allzu oft sagen. Doch gerade die schlichte Einfachheit der Steine eröffnet bei näherer Betrachtung einen ganzen Kosmos an spielerischen Möglichkeiten und bietet der Fantasie schier unendliche Räume der Sinngebung. Hier setzt Hilde Heyduck-Huth mit ihrem Bilderbuch "Tanzen können auch die Steine" an.

Beurteilungstext

Steine können eine ungewöhnliche Faszination auf den ausüben, der sich intensiver mit ihnen beschäftigt. Von Ferne ganz schlicht und ungewöhnlich, eröffnet sich dem genaueren Betrachter eine ganze Welt der Formen und Farben, der Arten und Zusammensetzungen. Große Steine strahlen Ruhe aus, kleine Steine können Spiel-Steine werden. Als Dekoration eignen sie sich ebenso wie als persönlicher Schatz und Erinnerung an eine besondere Reise. In Hilde Heyduck-Huths Bilderbuch "Tanzen können auch die Steine" stehen die Steine im Mittelpunkt. Die schlichten, in Brauntönen gehaltenen Illustrationen zeigen Exemplare verschiedener Art, kleine und große - alle sind rundgeschliffen. Sie erinnern an das Kiesbett eines Flusses. Der einfarbige Hintergrund könnte auch ein Sandstrand sein. Auf ihm wirken die Steine isoliert, aus anderen Zusammenhängen herausgelöst, der Aufmerksamkeit des Betrachters voll ausgesetzt.
Die Zeichnungen sind kombiniert mit kleinen Reimen, die den unterschiedlichen Steinkompositionen einen Sinn geben. Zuerst ist eine ganze Anzahl Steine, dicht an dicht zu sehen. Darunter ist zu lesen: "Ich weiß ein Kind, kann lachen, weinen und spielen mit den glatten Steinen." Denkt der Betrachter nun noch, dass das Kind außerhalb des Bildes zu suchen sein muss, lässt die nächste Seite diese Erkenntnis verschwimmen. Hier ist ein einzelner Stein zu sehen, ein kleiner runder, schneckenförmig gemusterter, der nun ganz allein auf der Doppelseite platziert ist. "Heute ist das Kind allein, so wie dieser runde Stein." Das Kind und das Bild des Steines verschwimmen. Dieser Stein begleitet nun durch das ganze Buch; er trifft andere Steine, Mutter, Vater, andere Kinder. "Stein an Stein an Stein an Stein, sage mir, was könnt das sein?" fragt die Autorin.
Nun gänzlich im Bild der Steine angekommen, tastet sich der Betrachter von Bild zu Bild durch die Welt der Steine, die zum Abbild der eigenen Welt werden kann. Dort finden sich Themen wie Alleinsein, Geborgenheit, Gefangenschaft und Miteinander auf ganz einfache Weise dargestellt. Sie werden zum symbolischen Abbild der Erfahrungswelt des Kindes und können als Gesprächsanlass dienen.
Allerdings bleibt die Wirkung des Buches, die sich in der Lektüre von Bild und Text einstellt, weit hinter diesen theoretischen Möglichkeiten zurück. Die starke Reduktion und Isolation kindlicher Themen, die durch das Bild mit den Steinen vonstatten geht, tilgt auch die Widersprüche und die Komplexität kindlicher Erfahrungen. Die in den Bildern und Texten konstruierten Szenarien wirken harmonisiert und unwirklich. Es ist daher fraglich, ob das Buch den Kindern wirklich als Identifikationsraum dienen kann.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010