Susi - Die Enkelin von Haus Nummer 4

Autor*in
Behr, Birgitta
ISBN
978-3-8458-1525-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Behr, Brigitta
Seitenanzahl
110
Verlag
arsEdition
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Buch erzählt uns die (wahre) Lebensgeschichte eines kleinen Mädchens, das als jüdisches Kind im Jahr 1936 in Berlin zur Welt kommt.
Sie hat Glück und überlebt mit ihren Eltern das Grauen des Holocausts, ihre Oma wird deportiert und in Theresienstadt ermordet.

Beurteilungstext

Die Geschichte von Susi wird interessanterweise aus der Sicht des Hauses erzählt, in dem ihre Oma einst wohnte und Susi demzufolge oft zu Besuch war.
Das Haus fordert den Leser auf, einzutreten, die Tür und sich selbst zu öffnen für seine Geschichte. Es sagt von sich selbst, es sei ein Geisterhaus, denn es hat zwei Tragödien erlebt: Die Verschleppung der jüdischen Familie und das Bombardement zum Ende des Krieges. Dabei wurde es restlos zerstört.
„Es war eine Zeit, die ein Kind niemals hätte erleben dürfen….“
Das Haus gibt in seiner Erzählung einen kurzen Rückblick auf die Weltwirtschaftskrise, die Wahl Hitlers mit dem schnell folgenden Beginn der Repressalien, dem Erlass der Rassengesetze, der vollständigen Ausgrenzung der Juden aus dem öffentlichen Leben, der Mobilisierung der Massen (kauft nicht bei Juden) bis hin zur Reichskristallnacht.
Die Familie überlegt, Deutschland zu verlassen. Aber sie sind überzeugt, die Deutschen würden dem Unheil bald ein Ende bereiten und ehe sie realisieren, wie groß die Gefahr für sie alle ist, ist es längst zu spät.
1939 bricht der Krieg aus, 1940 wird die Oma aus dem Haus Nr.4 vertrieben, 1941 beginnt die „Endlösung“, die Deportationen in die Konzentrationslager, 1942 wird sie in Theresienstadt ermordet.
Im Oktober 1942 soll Susi mit ihren Eltern abgeholt werden. Sie flüchten rechtzeitig, ziehen nun im täglichen Überlebenskampf von einem Versteck zum anderen, Susi wird von ihren Eltern getrennt.
Im Februar 1944 finden sie endlich an der Ostseeküste in einem kleinen Dorf gemeinsam Zuflucht und Hoffnung auf Sicherheit.
Die Geschichte wird sehr sachlich und realistisch erzählt, wirkt aber durch die ausdrucksstarken, komplett in dunklen Tönen gehaltenen Bilder sehr unheimlich und gruselig.
Die Leser werden (leider zu recht) verunsichert: „Du denkst, das alles habe nichts mit dir zu tun, es ist Vergangenheit….Ehrlich gesagt, nichts in dieser Welt ist sicher, erst recht nicht vor euch Menschen….
Deine Eltern erzählen Dir gruselige Geschichten von (unechten) Monstern, aber vor meiner Geschichte möchten sie dich bewahren.“
Das Haus versucht, die Verführbarkeit der Massen kindgerecht zu erklären, wie es gelang, ein ganzes Volk zu mobilisieren, einen solchen Hass und Fanatismus zu erzeugen.
„Wie schnell ihr zu denen gehört, die einfach nur mitlaufen, ohne auch nur das Geringste zu hinterfragen. Damals wie heute. “
Fazit: Es ist leider wichtig und notwendig, dieses Stück Geschichte immer wieder zu thematisieren, der heranwachsenden Generation zu vermitteln, was damals geschah und sie zu befähigen, Zeichen rechtzeitig zu erkennen und sich zu wehren.
Es „geht nicht allein um das Erinnern….die Welt beginnt nicht da draußen…sondern in dir“, gibt das Haus dem Leser mit auf den Weg.
Zum Schluss gibt es auf zwei Seiten kindliche Zeichnungen unzähliger Häuser für all die Menschen, die ihnen trotz Lebensgefahr geholfen und das Überleben ermöglicht haben.
Über vier Doppelseiten zeigt eine Zeittafel Fotos der Familie und der zerstörten Straße und auf zwei Seiten Begriffserklärungen von Arier bis Synagoge.
An der Stelle des Hauses Nummer liegt heute ein Stolperstein für Susis Oma, initiiert von einer Schuldirektorin.
Von Susis Kindern gibt es ein Resümee mit Informationen, wie es Susi nach Ende des Krieges ergangen ist.

Es ist ein sehr empfehlenswertes Buch, mit dem man Kinder aber auf keinen Fall allein lassen kann.

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Diese Rezension wurde verfasst von Pli; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 22.11.2016

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