Supermann im Supermarkt

Autor*in
Rautenberg, Arne
ISBN
978-3-7795-0414-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Muggenthaler, Eva
Seitenanzahl
24
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Wuppertal
Jahr
2012
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Supermann im Supermarkt kann vor allem eines super: Ein riesiges Durcheinander fabrizieren. Ein Superspaß für Supermann – und auch für Kinder und Kassiererinnen!

Beurteilungstext

Supermann kann so Einiges: er baut Obsttürme, lässt Chipstüten zerplatzen, reißt im Flug alle Konservenbüchsen aus dem Regal und bringt damit nicht nur sich selbst zum Lachen.
Auf jeder Doppelseite ist eine solche Chaos-Episode zu bestaunen. Der Text begrenzt sich auf jeweils fünf Zeilen pro Doppelseite, die – bis auf eine Ausnahme auf der letzten Seite – mit „Supermann im Supermarkt“ beginnen und gereimt sind. Er verzichtet dabei auf Groß- und Kleinschreibung und Zeichensetzung, was die zu Untertreibung und Lakonismus neigende Wortwahl stilgetreu unterstreicht.
Eine ganz andere Sprache sprechen hingegen die Bilder, in die der Text hineingedruckt ist. Es handelt sich um überladene, collagenartige Zusammenstellungen aus Fotos von Lebensmitteln, schwarz-weiß-Zeichnungen, bunten Bildelementen und einem klecksigen, unübersichtlichen Hintergrund aus Wasserfarbe. Durch teils perspektivisch gezeichnete Objekte, Größenunterschiede, häufige Überlappung verschiedenster Elemente und hin und wieder auftauchende Doppellinien, die an Fahrspuren erinnern, die die Kunden im Supermarkt hinterlassen, entsteht eine unübersichtliche, mehrdimensionale Szene. Der Kontrast zum unscheinbaren, harmlos klingenden Text wirkt geradezu skurril.
Skurril ist auch die Fülle von lächerlichen Werbeplakaten, Preis- und Prozentschildern, die den Betrachter förmlich anzublinken scheinen. Darüber hinaus finden sich jede Menge witziger Nebenszenen. So beispielsweise ein auf fast jeder Seite wiederkehrender grimmiger Pirat, der einen tiefgekühlten Fisch aus der Truhe angelt, mit grimmigem Blick ein Prozentschild in seiner Hand betrachtet oder die wegen Supermann durch die Gegend kullernden Konservenbüchsen in seinen aufgehaltenen Hosenbund fallen lässt. Auch sieht man diverse Konsumartikel wie z.B. eine Colaflasche, eine Ananas, ein Minzbonbon oder einen Erdnussflip ihrerseits mit beladenen Einkaufswagen schlechtgelaunt durch den Supermarkt streifen.
Die Bilder erwecken oft den Eindruck, dass Supermanns Aktionen gar nicht oder nur teilweise der Auslöser für das allgemeine Chaos im Supermarkt sind. Vielmehr wird das heillose Durcheinander als ureigener Wesenszug des Supermarkts dargestellt. Insofern passen Supermann und Supermarkt wohl ganz gut zusammen und Supermanns Verhalten wirkt bei Weitem nicht so destruktiv, wie man auf Grundlage des Textes annehmen könnte. Dies ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Supermann großzügig alle an seinen Späßen teilhaben lässt. Er fliegt mit einem Jungen an der Hand zwei Extrarunden, eine Biene tut sich an den Chipskrümeln gütlich, er bringt die Kassiererinnen zum Lachen und am Ende kauft Supermann so viel Schokolade, wie er tragen kann, die er dann vor dem Supermarkt verschenkt.
Ein amüsantes Detail erwartet den aufmerksamen Betrachter, der sich auch die ebenfalls illustrierten Innenseiten des Einbands genauer ansieht. Sie verraten, was der Text verschweigt: Supermann macht sich auf den Weg zum Supermarkt, weil seine Katze ihn mit vorwurfsvollem Blick auf den leeren Kühlschrank und die leere letzte Dose Katzenfutter hinweist. Und erst als Supermann mit Schokolade unterm Arm zurück nach Hause kommt und seine Katze wütend mit dem leeren Napf in der Tür steht, fällt ihm der Zweck seines vergnüglichen Tages im Supermarkt wieder ein. Würde man die Katze fragen, stünde Supermann wahrscheinlich gar nicht mehr so super da...
Lange Rede, kurzer Sinn: „Supermann im Supermarkt“ ist eine sinnvoll-sinnlose Zusammenstellung witziger, irritierender, kritischer und karrikativ-ironischer Aspekte rund um Supermänner und Supermärkte. Sie gibt sich dabei aber demonstrativ anti-moralisierend und bleibt in ihren Aussagen erfrischend offen, ohne sich der Beliebigkeit und Gleichgültigkeit hinzugeben. „Supermann im Supermarkt“ lässt sich auf vielen Ebenen rezipieren; man kann alles und nichts herauslesen oder hineininterpretieren; darin eine tiefsinnige Kritik an der Konsumgesellschaft für Literaturfans zu erkennen ist wohl ebenso legitim wie ein belustigendes Gedankenexperiment für hartgesottene kleine Supermänner, denen man mit lieblich anmutenden Kinderbüchern nicht zu kommen braucht. Für beide Zielgruppen und alle, die sich dazwischen einordnen, gibt es vor allem in den Bildern noch Vieles zu entdecken!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von nv.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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