Sunakay

Autor*in
Martí, Meritxell
ISBN
978-3-96428-142-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Salomó, Xavier
Seitenanzahl
104
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
Bilderbuch
Ort
Berlin
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialFreizeitlektüre
Preis
26,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine Dystopie, die durch ihre histoire und ihre knappe Sprache überzeugt und durch ihre Bilder berührt.

Beurteilungstext

Die beiden Schwestern Suna und Kay bewohnen eine der Plastikmüllinseln im Ozean. Dort sichern sie sich durch die Suche nach verwertbarem Müll im Meer ihr karges Überleben. Eines Tages tauscht Kay eine wertvolle gefundene Uhr gegen einen lebenden Fisch ein. Als dieser stirbt, beginnt eine gewaltige Gegenwehr des Meeres, deren Folge gleichzeitig tragisch und hoffnungsvoll ist.
Aus einer konsequenten Ich-Perspektive erzählt diese Dystopie vom Leben auf dem Meer aber ohne dessen Leben. Dabei bedient sich Martí märchenhafter Elemente, wie der latenten Hintergrundgewissheit, dass es mit dem eingetauschten Fisch eine besondere Bewandniss hat oder der magisch anmutenden Höhle auf dem Meeresgrund, in der sich der Ozean in aller Pracht zeigt. Dabei bleibt die Autorin allerdings immer mit einem Fuß in der Realität – selbst die Verkörperung des Meeres, welches sich rächt, geht nicht so weit, dass es personifiziert wird. Dieser ständige Grat zwischen Fiktion und faktualer Erzählweise erzeugt eine besondere Spannung.
Zu dieser tragen jedoch auch nicht unwesentlich die Bilder Xavier Salomós bei. Während der Text oft sehr knapp gehalten ist, auf das Wesentliche beschränkt – so wie das Leben in einer dystopischen Welt wohl daherkommt – entfalten die Bilder eine teilweise überbordende Kraft. Auf den sich abwechselnden pluriszenische und monoszenischen Illustrationen sind die Figuren durch ihre dunkle Umrandung und die reduzierten Körpermerkmale comicartig gezeichnet. Die Wahl dieser Darstellungsweise ist für eine dystopische Geschichte für Kinder klug gewählt, ermöglicht sie doch ein Aushalten der recht schmerzhaften Geschichte mit einem offenen Ende. Die ausgestalteten Objekte der Lebenswelt auf der Insel sind detailreich und kontrastieren die Hintergrundatmosphäre, die häufig in warmen Farben des Sonnenlichtes erscheint. Durch die kontrastierende Kleinteiligkeit der Müllbergswelt wird das Leben der beiden Mädchen in eine erfahrbare, eine mögliche baldige Zukunft gesetzt, die zwar drastisch daherkommt, aber durch den Kontrast von atmosphärischer Fläche und kleinteiliger Objektzeichnung auch Hoffnung erhellt. Selbst im dunkelsten Bild des Buches, welches die Tiefe im Auge des Tsunamis darstellt, ist das Schwarz durchbrochen und nicht flächig. Es scheint, als ob sich alle Müllgegenstände zu einem tiefschwarzen Netz zusammengefügt haben, doch zwischen ihnen gibt es einen (!) helleren blauen Punkt, der nicht nur durch die Farbe Blau sondern auch durch das Quäntchen Licht in ihm Hoffnung erzeugt. Auch der gelbe Regenmantel Sunans, der ikonisch an Greta Thunbergs Regenmantel erinnert, ermöglicht eine Übertragung der Ereignisse in eine nahe Zukunft, die doch durch das Aufbegehren einer jugendlichen Generation gegen das ökonomisch-ölkologische System der Gegenwart versucht wird zu verhindern. Damit binden die Autorin und der Illustrator die Dystopie an eine Gegenwart an.
Insgesamt stellt das Buch einen kraftvollen Topos der Umweltzerstörung dar, der für die kindliche Leserin aushaltbar gezeichnet und durch kraftvolle Figuren und ihre Beziehung zum Meer ausgestaltet ist.
Als Altersfreigabe gibt Jacoby & Stuart 8 Jahre an, die angesichts des (möglicherweise) tragischen Endes einer der Schwestern auch sinnvoll erscheinen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Astrid Henning-Mohr; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 20.02.2023