Stolpertage

Autor*in
Sonneson, Josefine
ISBN
978-3-551-58462-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
174
Verlag
Carlsen
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Frühling ist die Jahreszeit des Aufbruchs, des Neuanfangs. Was aber, wenn zu Beginn dieses Romans im Frühling, der Tod steht? Wenn man weiß, dass man in eine neue Mietwohnung umziehen muss? Und wenn der Frühling mit dem Tod des Großvaters endet? Ein Jugendroman über Neuanfänge und Abschiednehmen, ein Roman über das tägliche Leben, das sich immer und immer wieder verändert. Nicht nur im Frühling.

Beurteilungstext

"Wir stolpern durch die Gegend, als wäre der Boden irgendwie wackelig geworden und unsicher..." So fühlt sich der Frühling der dreizehnjährigen Jette an. Nichts stimmt mehr. Mutter will mit Jette und deren älterer Schwester in eine neue Wohnung umziehen. Der Vater ist schon länger ausgezogen und die große Schwester wird nach dem bevorstehenden Abitur auch wegziehen, Opa stirbt und der Frühling zieht ins Land.
Jette stolpert durch diese Tage voller Umzugskisten, Erinnerungen an Opa und die letzten Besuche bei ihm. Eine analoge Kamera, die sie von Opa geerbt hat, gibt ihr die Möglichkeit 36 Bilder auf einem Film festzuhalten. Aber ist das das Leben? Sind das nicht nur Ausschnitte, Puzzleteile?
Jette möchte Sicherheiten. Wackelige Bilder auf alten DVDs bringen Erinnerungen an vergangene Tage zurück. Und trotz aller Unsicherheiten schmeckt sie Erdbeeren und Schokocreme. Das Leben geht weiter, wenn auch anders, aber ihre Schwester verrät ihr am Ende des Romans einen weiteren Neuanfang.
Josefine Sonneson hat einen leichten Frühlingsroman geschrieben, der auch eine Ahnung, ja eine Gewissheit von der Schwere des Lebens beinhaltet.
Er beginnt mit dem ungewollten Tod einer Motte und endet mit dem Beginn des Sommers. Jette spürt die Veränderungen in ihrem Leben. Sie erlebt, dass man Situationen vergisst und merkt, wie Erinnerungen die Vergangenheit verändern können.
Es ist ein Roman, der wenig Spannung hat, aber Mut macht, die Gegenwart auch im Licht der Vergangenheit und einer neuen Zukunft zu gestalten.
Die Sprache der Autorin ist unsentimental, fast nüchtern. Lässt damit Raum für Interpretationen und Gefühle.
Sprachlich fühlt man sich an die Romane von Christine Nöstlinger erinnert. Und doch ist es eine Weiterentwicklung, die Spaß am Formulieren hat. Josefine Sonneson benutzt Wortneuschöpfungen, wie "Erklärfäden" oder "Bedeutungskreisel", findet viele Adjektive, die mit der Vorsilbe "ver-" beginnen, wie "verplappern, verlieben, verstecken, veräppeln, verlaufen ...", sie erinnert an Ronjas Frühlingsschrei und dann blitzt die Erinnerung an Kästners "Sachliche Romanze" auf, wenn sie erzählt, dass Jettes Eltern ins Café gegangen sind um zu streiten. Bei Kästner schweigt das Paar. Beides ist gleich übel.
Jette stolpert durch diese Tage, die voll mit Emotionen sind, voll mit Erinnerungen und Veränderungen.
Aber das Stolpern ist nicht negativ zu sehen. Jette ist nur unsicher und muss wieder Halt finden.
"Der Sommer ist da!", sagt Jettes Schwester von irgendwo weit weg - und das gibt Halt.
Ein Mutmachbuch - nicht nur für Jugendliche.

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Diese Rezension wurde verfasst von Walter Mirbeth; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 14.09.2022