Stadt der Füchse

Autor*in
Walder, Vanessa
ISBN
978-3-7432-1486-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ceccarelli, Simona M.
Seitenanzahl
208
Verlag
Loewe
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Bindlach
Reihe
Das geheime Leben der Tiere Bd. 3
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
11,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Füchse sind sprichwörtlich schlaue Tiere, die gerne auch mal in Hühnerställen in Unwesen treiben. Zumindest solange sie nicht von Hunden gejagt oder von Jägern erschossen werden. Aber wie sieht solch ein Fuchsleben tatsächlich aus? Mit Fantasie und reichlichem Einfühlungsvermögen schildert Vanessa Walder das spannende, aber oft auch gefährliche Dasein des jungen Fuchses Finder auf der Suche nach einem Ort, an dem es sich gut leben lässt.

Beurteilungstext

In einem Dachsbau irgendwo auf dem Land wird der kleine Fuchs geboren. Fuchsmutter Schwimmerin kümmert sich liebevoll um ihre sechs Welpen, selbst als Fuchsvater Strecker eines Tages von der Futtersuche nicht mehr heimkehrt, weil er wohl das Opfer einer Fuchsjagd geworden ist. Doch nach knapp einem Jahr weitgehend unbeschwerter Kindheit muss Finder (so nennt sich der kleine, mittlerweile fast schon erwachsene Fuchs inzwischen) die Familie verlassen und sich auf die Suche nach einem eigenen Revier begeben. In einer großen Stadt angekommen, ist er anfangs sehr irritiert von dieser so ganz anderen, oft lebensgefährlichen Umwelt. Aber er weiß auch schnell den Überfluss an Nahrung zu schätzen: Mäuse, Ratten, totgefahrene Tiere, Nahrungsabfall der Menschen. Doch das ist nicht die Welt, die Finder mag. Als er eine Gefährtin findet, macht er sich auf den Weg, um fernab in einem Wald ein eigenes Revier für sich und seine Familie zu finden.
Vanessa Walder hat sich für ihr Buch inspirieren lassen von eigenen Erlebnissen inmitten der Grunewald-Seen von Berlin. Dort konnte sie, wie sie im Nachwort („Noch Fragen?“) erläutert, Füchse in ihrem dortigen Umfeld beobachten. Zudem habe sie aber auch anderweitig (mittels Fachliteratur, Internet, Dokus) über Füchse recherchiert. „Stadt der Füchse“ ist jedoch kein biologisches Fachbuch über diese weltweit verbreitete Tierart. Die Autorin beschreibt vielmehr tierische Individuen in romantisierender, stark vermenschlichter Weise. Ergebnisse der Verhaltensforschung werden dabei selbstverständlich berücksichtigt, aber häufig allzu sehr ins Menschliche übertragen. So hinterlassen Füchse unzweifelhaft deutliche Informationen mittels Duftmarkierungen, etwa im Hinblick auf Reviergrenzen. Aber es mutet schon etwas sonderbar an, wenn daraus ganze Sätze werden wie: „Finder & Patria, Patria & Finder. Für immer & ewig. Von jetzt an zu zweit. Hehe.“ (S. 174) oder sogar bei fuchskindlichen Schreibversuchen Rechtschreibfehler berücksichtigt werden. Und auch die Dialoge zwischen den Füchsen oder gar mit Dachs, Hunden oder anderen Tieren erinnern eher an Dinge, die ähnlich in Märchen erzählt werden. Was an fundierten Fakten zum Verhalten der Tiere im Buch Berücksichtigung findet, wird durch die stark gefühlsbetonte Beschreibung mitunter verwässert. Und es wird geradezu existenzphilosophisch, wenn Finder beispielsweise fragt: "Ist das mein Zuhause?" und dabei in seiner Brust nach dem Gefühl des Angekommenseins, des Daheimseins sucht (S. 137).
Das Buch ist gewiss eine wunderschöne, oft auf blumige Sprache setzende Lektüre für Kinder ab etwa 8 Jahren. Interessant ist es auch im Hinblick auf die Stadien des Erwachsenwerdens, die der Protagonist Finder erlebt: Aus dem familiären Umfeld muss er sich heraustrauen, genauer noch: wird er herausgetrieben in eine Welt voller Gefahren und Möglichkeiten. Aber es darf nicht unterschätzt werden, dass durch eine derart starke Vermenschlichung der Tiere bei Kindern ein falsches Bild von Haus- und Wildtieren vermittelt wird. Die Autorin macht zwar im Anhang u.a. explizit deutlich, dass Füchse – auch solche, die im Umfeld von Menschen leben - keine Kuscheltiere, sondern keineswegs ungefährliche Wildtiere sind (S. 200). Aber die sehr rührend erzählte Geschichte vermittelt für kindliche Leser einen anderen, allzu romantisierenden Eindruck.
Ausgesprochen gut gelungen sind die teils ganzseitigen, teils im Text eingefügten Schwarz-Weiß-Illustrationen von Simona M. Ceccarelli. Sie verdeutlichen die jeweiligen Textinhalte in einer recht realistischen, ansprechenden Darstellungsweise.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 26.09.2023