Spiel, Zirkuskind, spiel. Erinnerungen eines europäischen Wunderkindes

Autor*in
Zubicky, Sioma
ISBN
978-3-357-00570-6
Übersetzer*in
Gloßmann, Erik
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
136
Verlag
Altberliner
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2004
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Buch schildert die Stationen des 1926 im Zirkus Busch zu Berlin geborenen Wunderkindes, dessen Eltern russischer jüdischer Herkunft waren, bis seiner Deportation nach Auschwitz und der Befreiung durch die US-Army in einem Lager in Bayern 1945. Details über eine relativ unbeschwerte Kindheit in der exotischen Umgebung des Zirkus, das spannende Leben darin und die schullose zeit, die sprachliche Vielfalt und das harte Training durch die Eltern, die aus dem Ich-Erzähler einen Artisten machen wollten, was wegen seiner nicht vorhandenen körperlichen Voraussetzungen nicht gelang. So wurde Sioma ein Xylophonist von Rang, der mit 8 Jahren sein erstes Konzert gab. Über die Stationen Tschechoslowakei, Schweiz, Frankreich, wo man zunächst als staatenlos galt, wird das gefahrvolle Leben der Künstlerfamilie gezeichnet, die zuerst vor französischen, dann vor deutschen Zuschauern spielte, stets um zu überleben, zuletzt konspirativ für den französischen Widerstand arbeitend. Dann erfolgen die Festnahme durch die Gestapo, Verhöre, und die Deportation. Detailreich werden die Szenen im Lager nacherzählt; Selektion, Arbeit, Rituale, Mord. Bis zur Befreiung der Lager, die Entlassung, die Suche nach dem Vater, der in Paris lebt, die weiteren biografischen Fakten: Paris, Stockholm, zwei Ehen, Kinder, Gastspiele in ganz Europa.

Beurteilungstext

Die biografische historische Erzählung besticht durch die lakonische Kürze der einzelnen Szenen. Die unbeschwerte Kindheit wird vom grausamen Alltag in den KZ abgelöst, belanglose Passagen wechseln mit hartem Realismus. Das außergewöhnliche Instrument des Artisten ist gleichsam Symbol für die originelle persönliche Karriere und sein individuelles Schicksal, der mit weltbekannten Stars der Szene musiziert hat: Piaf, Baker, Tati, Montand, Fernandel u. v. a.
Interessant sind auch die zunächst spärlichen politischen Hinweise, die sich später in eindeutigen Wertungen manifestieren: zur Judenproblematik, zu der nicht vorgenommenen Aufarbeitung des Holocaust in Deutschland bzw. Schweden. Auch die differenzierte Darstellung der gebrochenen familiären Beziehungen, insbesondere zum Vater, dürften Neuland sein. Hinzu kommt die Offenheit der “Beichte”: sexuelle, intime und auch politische Aspekte werden schonungslos geschildert. Sachliche Informationen bereichern die Biografie: über die Situation in Auschwitz, über Israel, über das Verhältnis der Exilländer zu den Flüchtenden. Eindringlich wird gemahnt, dem Fanatismus heutzutage entschieden gegenüber zu treten, um gleiches nicht wiederholbar zu machen. Ein empfehlenswertes Buch zum Thema Holocaust!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Rene.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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