Somniavero Ein Zukunftsroman

Schlagwörter

• Abenteuer
• Zukunft

Teaser

Anja Stürzer erzählt in ihrem neuen Roman eine Geschichte aus den fünf verschiedenen Blickwinkeln ihrer Protagonisten. Dabei verbindet sie aktuelle Probleme mit einer Zukunft, die Realität und Möglichkeit gleichermaßen ist.

Beurteilungstext

Der Jugendliche Jochanan lebt im Jahr 2121 in Berlin, folgt seinen Eltern aber auf einer Urlaubsreise in das Deutschland des Jahres 2031. Dort entdeckt er die Natur voller Pflanzen und Tiere; eine Realität, die es in seiner Gegenwart schon nicht mehr gibt. Dort leben die reichen Menschen in befestigten Städten, um sich vor den Armen der Welt zu schützen, die die Öde Erde bevölkern. Doch auch das Jahr 2031 ist eine Welt voller Probleme: 8 Milliarden Menschen leben auf der Erde, die Polkappen sind geschmolzen, die Erde heizt sich auf, Naturkatastrophen überziehen das Land, Arm und Reich werden einander immer fremder und jeder versucht seine eigenen Interessen durchzusetzen... In diesem Spannungsfeld entspinnt sich die vorliegende Geschichte.
Durch ein Versehen verliert Jochanan den Kontakt zu seinen Eltern. So muss er einige Tage warten, bis er wieder in die Zukunft zurück reisen kann. Zum Glück trifft er bald Merlin, einen anderen Jungen, der ihm hilft. Und er trifft Akascha, eine Freundin Merlins und Michael, dessen Bruder. Gemeinsam sind sie vor dem Physiker Dr. Paulus auf der Flucht, der Jochanan verfolgt, um das Geheimnis des Zeitreisens zu ergründen. Nach einer turbulenten Verfolgungsjagd durch die Großstadt kann Jochanan schließlich wieder zurück in seine Gegenwart. Und auch Akascha findet eine Möglichkeit, ihrer beklemmenden Realität zu entfliehen.
Ein besonderer Kunstgriff der Geschichte liegt in der Erzählperspektive. So wird die Handlung in fünf Teilen, jeweils aus dem Blickwinkel einer der handelnden Personen erzählt. Zwar bleibt der Erzähler in auktorialer Position, doch verfolgt er das Geschehen jeweils besonders durch die Augen eines der Protagonisten. Somit gelingt es Anja Stürzer, die Vielfältigkeit der Motive und Handlungsoptionen der unterschiedlichen Figuern zu verdeutlichen, ohne die Geschichte unnötig zu zerreden. Reizvoll ist auch die Aufmachung, denn jeder Teil der Geschichte findet sich in einem kleinen Taschenbuchband, der im Format DIN-A6 ca. 60 Seiten umfasst. Alle fünf Bände sind in einem schön gestalteten Schuber erhältlich. Illustriert wurde die Geschichte von Julia Dürr, die in schwarz-weißen Collagen die Handlung ins Bild setzt. Stark vereinfachte Bleistiftzeichnungen kombiniert sie mit Fotoausschnitten und anderen Hintergrundmaterialien.
Anja Stürzer kontrastiert zwei Wirklichkeiten, die aus unserer Perspektive beide zukünftig sind, und die beide aus heutiger Sicht ausgesprochen plausibel erscheinen. Während 2031 eine Welt zeigt, die nur etwas weiterentwickelt der unseren gleicht - und in ihren Möglichkeiten und Problemen heute schon erahnbar ist - ist das Jahr 2121 deutlich hypothetischer. Es ist eine Dystopie, die aber in ihrer Konsequenz nur die logische Folge aus dem Wirken einer ressourcenzerstörenden Gesellschaft darstellt. So mahnt Anja Stürzer deutlich an, was heute schon absehbar erscheint. Ihre kindlichen Protagonisten scheinen hier Einsichten zu gewinnen, die ihnen vielleicht helfen werden, Jochanans Zukunft zu verhindern. Dazu möchte das Buch auch seine Leser einladen.
Gerade die Aufmachung des Buches ist interessant und anregend gestaltet. Die ungewöhnliche Struktur der Geschichte deutet ebenso die uneindeutige Lösungsmöglichkeit der bestehenden Konflikte an. Doch kann das Buch zum Nachdenken anregen - und damit auch auf unseren Beitrag für eine bessere Zukunft hinweisen. Als solch ein Weckruf ist das Buch sehr zu empfehlen.