Sommer auf der Fahrradinsel

Autor*in
Pinel, Ariane
ISBN
978-3-948722-31-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Pinel, Ariane
Seitenanzahl
40
Verlag
Mairisch
Gattung
Bilderbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2024
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
16,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

"Sommer auf der Fahrradinsel" ist ein Bilderbuch mit einem zeitgeistigen Thema. Es geht um veränderte Mobilität, um die Vision einer Welt ohne Autos und Lkw, in der alle Menschen Fahrrad fahren. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Zoé, wahrscheinlich ein vier- bis fünfjähriges Mädchen, das in den Sommerferien ihre Kusine Louise besucht, die auf einer autofreien Insel lebt. Zoé genießt die täglichen Radtouren mit Louise und die Freiheit, die sich durch die fehlenden Autos ergibt. Zurück in der Stadt empfindet Zoé ihren Alltag mit täglichen Autofahrten als einengend und belastend: Ihre Eltern verbieten ihr das Fahrradfahren auf den Bürgersteigen, weil sie es als zu gefährlich empfinden. Und dann entschließt sich Zoé, die Aktivistin, zurück auf die Insel ohne Autos zu radeln...

Beurteilungstext

Es ist nicht sicher, ob der zweite Teil des Buches rein der Fantasie der Protagonistin entspringt oder eine konkrete Umsetzung beschreibt. Denn dieser zweite Teil hat reichlich fantastische Züge und logische Brüche. Die Geschichte wird stellenweise höchst irrational: So sieht die Leserschaft Zoé mit Helm und Kinderrad auf mehrspurigen, stark befahrenen Straßen. Dann kollidiert Zoé mit einem Elektroauto - warum es E-Auto sein muss, bleibt unbeantwortet und ist für den Verlauf der Geschichte auch wirklich unwichtig - und das kleine Mädchen beschimpft die Fahrerin, sie sei als Autofahrerin eine außerordentlich gefährliche Verkehrsteilnehmerin. Daraufhin macht die Fahrerin, eine Youtuberin, ein Video mit der mutigen Zoé und lässt das Kind anschließend von dannen radeln, ihrem Ziel, der Ferieninsel und Louise, entgegen. Spätestens an dieser Stelle konfrontiert das Bilderbuch den Leser mit dem Phänomen des Unglaubens: Welche erwachsene Person würde ein kleines Mädchen filmen und nicht nach den Erziehungsberechtigten fragen? Im weiteren Verlauf nimmt die Fantasie noch zu: Nachdem sie den ganzen Tag geradelt ist, verbringt Zoé die Nacht auf einem Feld im Schutz eines bereits geernteten Heuballens. Anderntags erwacht sie und findet sich von Presseleuten und Fernsehmenschen umringt, die das mutige Mädchen, das sich für Fahrräder und Autofreiheit einsetzt, filmen und fotografieren - das Video der Youtuberin hat sie auf die Spur gebracht. Na gut. In der Folge verwirklicht sich Zoés Traum: Ihre Eltern schaffen ihr Auto ab und alle Welt tut es ihnen gleich. Warum auf der betreffenden Doppelseite Autos von ihren Besitzern mit roher Gewalt und hysterischem Applaus mit Beilen und Kettensägen zerstört oder sogar angezündet werden, erschließt sich nicht. Einem vier- bis fünfjährigen Kind diese Gewaltphantasien zuzuschreiben, halte ich für gewagt und unnötig. Dass eine Vision von Mobilitätstransformation auch lustig erdacht werden kann, zeigt nämlich die Folge-Doppelseite, die zeigt, was die Menschen aus ihren nicht mehr gewollten Automobilen machen: Gewächshäuser, Musikbühnen, Bibliotheken, sogar Bienenstöcke hoch im Baum.
Zur Gemachtheit des Bilderbuches lässt sich bemerken, dass die französische Autorin und Illustratorin Ariane Pinel sich vor allem der Primärfarben Blau, Rot und Gelb bedient. (Das zudem viel genutzte Schwarz lässt sich bekanntlich daraus mischen.) Pinel wechselt in ihren Bild-Text-Interdependenzen zwischen pluriszenischem und monoszenischem Erzählen, was im Kontext von Vorlesen zu einer angenehm schwingenden Mischung führt. Es wird "in aller Ruhe" erzählt. Bild und Text entsprechen sich, das heißt, dass die Leser sehen, was sie lesen. Darüber hinaus lassen sich jeweils Details gemeinsam entdecken, die jedoch nicht wichtig sind für den Verlauf der Geschichte.
Ein Detail tut mir leid, wurde es wahrscheinlich einfach übersehen: Der Klappentext auf der Buchrückseite kündigt die im Buch als "Zoé" auftretende Protagonistin als "Jade" an. Die Namensänderung ist aus Verlagssicht nachvollziehbar, schade, dass "Jade" auf dem Buchrückseite überlebt hat. Das ist etwas verwirrend und für den Verkauf schwierig. Aber es gibt ja eventuell eine weitere Auflage mit neuen Chancen...

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kerstin Hosie; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 23.02.2024

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