Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie. Von den Anfängen

Autor*in
Zabus, Vincent
ISBN
978-3-446-27470-9
Übersetzer*in
Kronenberger, Ina
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Nicoby,
Seitenanzahl
264
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
München/Wien
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
25,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Weltbestseller „Sofies Welt“ ist vor über 30 Jahren entstanden, nun haben zwei französische Comicautoren eine Fassung vorgelegt, die durch ihre graphische Gestaltung wie auch durch ihre Bezüge zu den aktuellen Fragen heutiger Jugendlicher besticht.

Beurteilungstext

Jostein Gaarders Roman „Sofies Welt“ kam 1991 in Norwegen heraus und war damals als philosophische Einführung für Jugendliche konzipiert, wurde dann aber zum Weltbestseller für Erwachsens. Bis 2017 wurde das Buch in 65 Sprachen übersetzt, wobei es sich weltweit über 40 Millionen Mal verkaufte, zahllose Bearbeitungen als Film, Hörbuch, Sachbuch etc. folgten.
Die Geschichte der Philosophie wird hier in eine fiktionale Erzählung eingebaut: Die vierzehnjährige Sofie erhält Briefe eines geheimen Philosophielehrers, der sie für Fragen der Existenz sensibilisieren möchte. Sie erfährt nach und nach, dass sie nicht wirklich lebt, sondern nur in einem Buch existiert, das von einem im Libanon stationierten UN-Major Albert Knag für seine Tochter verfasst wurde. Sofie versucht, der Existenz aus dem Buch zu entkommen, indem sie sich mit den Rätseln der Philosophie auseinandersetzt. Dieser Stoff wird nun von dem belgischen Autor Vincent Zabus und dem französischen Zeichner Nicoby als Graphic Novel in zwei Teilen neu herausgegeben. Der zweite Teil („Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie – Bis heute“) erscheint im November 2023.
Die graphische Umsetzung erlaubt es, philosophische Konzepte visuell verdeutlichen zu können: So begibt sich Sofie mit Platon tatsächlich in die Höhle seines Gleichnisses und man kann so die Konstellation direkt sehen. Immer wieder spielen die Autoren mit dem Medium des Comics: Als Sofie versucht, etwas zu durchdringen, durchschlägt sie die Rahmen der Pannels und landet im unteren Bildstreifen. Als sie sich darüber ärgert, dass Aristoteles frauenfeindliche Sätze äußert, nimmt sie die entsprechende Textblase und schleudert sie von sich. Demokrit besteht aus Lego-Steinen, als er seine Idee von Atomen über die Legobausteine erklärt. Sofie entdeckt dementsprechend, am Ende des ersten Bandes, dass sie eine Comic-Figur ist, die sich selbst gezeichnet in Händen hält und versucht, aus den Seiten zu entkommen.
Gelungen sind auch die Übertragungen auf die heutige Zeit: Immer wieder bezieht sie philosophische Erkenntnisse auf ihre eigene Konsum- oder Kapitalismuskritik, sie reflektiert im Gespräch mit Diogenes, dass sie Bilder postet, um möglichst viele Likes zu bekommen. Sie wird auf Bezüge zum „positiven Denken“ im Kontakt mit den Stoikern aufmerksam, sie vergleicht die Vermischung der Kulturen um 300 vor Christus mit der heutigen Globalisierung, sie setzt sich mit Platons Vorstellung vom vernünftigen Staat auseinander, der die Freiheit des einzelnen beschränkt, weil die Philosophen am besten wissen, was für das Volk gut ist und überträgt das auf aktuelle Diskussionen um die Notwendigkeit einer „Ökodiktatur“.
Insgesamt bietet der Comic einen wirklichen Mehrwert über den Roman hinausgehend, wenn auch hier die jugendlichen LeserInnen an vielen Stellen überfordert sind durch die allzu eingedampfte Präsentation philosophischer Gedanken. Aber diese Instant-Philosophie war auch schon das Problem des berühmten Vorgängers. Und so wie Jostein Gaarder durch seinen Roman Lust gemacht hat, sich mit Philosophie neu zu beschäftigen, kann auch dieser Comic ein Auslöser dazu sein, genauer hinzusehen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPAK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 24.05.2023

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