So weit der Fluss uns trägt

Autor*in
Read, Shelley
ISBN
978-3-8445-4969-0
Übersetzer*in
Kuhn, Wibke
Ori. Sprache
Amerikanisch
Sprecher*in
Foroutan, Melika
Umfang
711  Minuten
Verlag
Der Hörverlag
Gattung
Audio
Ort
München
Jahr
2023
Alters­empfehlung
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
24,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine junge Frau. Ein fremder Mann. Die große Liebe. Doch dagegen steht die Familie und eine ganze Kleinstadt. Das alles mitten in Colorado, USA in den 1940er Jahren.

Beurteilungstext

Die siebzehnjährige Viktoria lebt mit ihrem Vater, ihrem Bruder Seth und dem kriegsversehrten Onkel auf der Pfirischplantage der Familie am Fuße der Berge Colorados. Die Mutter ist früh gestorben und mit ihr die strenge religiöse Erziehung und das wachsame Auge über die Familie. Seth ist ein emotional unausgeglichener Charakter, der zu heftigen Reaktionen neigt und vom Neid zerfressen ist. Er macht Viktoria das Leben schwer. Der Onkel vergiftet die Atmosphäre im Haus durch seine ätzende Anwesenheit, eine Folge seiner schweren körperlichen wie seelischen Verletzungen aus dem ersten Weltkrieg. Der Vater kann nur wenig die Familie unter Kontrolle halten.
Da begegnet Viktoria eines Tages dem so ganz anders gearteten Wil Moon. Sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Was ihr nicht klar ist: Wil ist indigener Herkunft und alle lehnen ihn ab, kreiden ihm zahlreiche Verbrechen an und setzen ein Kopfgeld auf ihn aus. Seth will ihn tot sehen. So flieht Viktoria mit Wil in die Berge, als sie von ihm schwanger wird. Die schönste und schlimmste Zeit ihres Lebens beginnt. Viktoria verliert alles, außer ihrem Leben und kehrt schließlich auf die Farm ihres Vaters zurück.
Die Handlung des Romans umfasst mehrere Jahrzehnte und erzählt die schicksalsschwere Geschichte einer jungen Frau in den 40er, 50er und 60er Jahren im rauen und ländlichen Amerika. Der Hass auf die indigenen Ureinwohner ist stark und Frauen haben wenig Recht auf Selbstbestimmung. So ist die Katastrophe, die eine Beziehung zwischen einer jungen weißen Amerikanerin und einem Indigenen bedeutet, vorhersehbar. In aller Härte und Ausweglosigkeit beschreibt Shelley Read die Ausgrenzung und Verfolgung des verliebten Paares, das tragische Ende und die Aufgabe ihres Kindes zur Adoption. Viktoria wird der Verlust von Mann und Kind ihr Leben lang begleiten. Aber sie hat einen unbezwingbaren Willen und findet immer wieder die Kraft weiter zu machen.
Shelley Read verarbeitet in ihrem Debütroman zahlreiche Themen wie Krieg, Familie, Ausgrenzung, Rassismus und Frauenfeindlichkeit, sowie Selbstbestimmung und Spiritualität. Sie mutet ihrer Hauptfigur viel zu und - in diesem Fall - auch dem Hörer. Die dramatische und ziemlich überfrachtete Geschichte kommt oftmals in schmalzigen Sentimentalitäten daher und verliert sich immer wieder in epischen Beschreibungen der Pfirsichbäume auf der Plantage. Die Art des Vortrags der Sprecherin Melina Foroutan erleichtert das Zuhören leider nicht.
Nur weil zu Beginn des Romans die Hauptfigur Viktoria siebzehn Jahre alt ist, macht es dies nicht automatisch zu einem Jugendroman. Dass Jugendliche sich besonders für die Story noch für die Erzählweise dieses Hörbuchs erwärmen, kommt mir eher unwahrscheinlich vor.

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Diese Rezension wurde verfasst von Karo; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 04.11.2023