So rot wie Blut

Autor*in
SIMUKKA, Salla
ISBN
978-3-401-60010-9
Übersetzer*in
Kritzokat, Elina
Ori. Sprache
Finnisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
288
Verlag
Arena
Gattung
Krimi
Ort
Würzburg
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Durch einen dummen Zufall wird die Einzelgängerin Lumikki in ein Verbrechen hineingezogen. In der Dunkelkammer ihrer Schule findet sie frisch gewaschene Geldscheine auf der Leine. Als die Mitschüler, die das Geld unterschlagen haben, sie um Hilfe bitten, gerät Lumikki in einen Konflikt mit der Drogenmafia.

Beurteilungstext

„So rot wie Blut“ ist ein All-Age-Thriller erster Qualität. Das liegt einerseits an der außergewöhnlichen Charakterzeichnung der 17-jährigen Protagonistin Lumikki. Der Titel kommt einem bekannt vor und in der Tat entstammt er dem Märchen Schneewittchen, auf finnisch Lumikki, womit der Thriller in einer Art Prolog beginnt. Allerdings ist es nicht das Blut der Hauptfigur, das im ersten Kapitel in den Schnee tropft, sondern das einer gerade erschossenen, jungen Russin, die Geld der Drogenmafia unterschlagen hat. Schnee und die beißende Kälte des finnischen Winters sowie die Bluttropfen in abgeschwächter Form ziehen sich als Motive durch den gesamten Thriller und bieten immer eine Rückbindung an das Märchen.
Im Folgenden wird immer wieder auf den besonderen Namen der Hauptfigur angespielt, die eine künstlerische Oberstufe im finnischen Tampere besucht und in ihrem gewollten Einzelgängerdasein nur Unverständnis bis Abneigung für die anderen Jugendlichen übrig hat, wie ihre unterhaltsame Reflexion über den von Mädchen überstrapazierten Satz „Oh, mein Gott, ich sterbe!“ (S. 113) zeigt. Erst ganz zum Schluss offenbart sich nach einigen kurzen Rückblenden in ihre Kindheit, dass Lumikkis Hang zum Kampfsport, ihre Abneigung gegen Parfüm und ihre Fähigkeit, sich „unsichtbar“ zu machen auf ein brutales Mobbing zurückzuführen sind, dem sie jahrelang ausgesetzt war. Die Stärke und Härte, mit der Lumikki nach außen auftritt, und zugleich die Verletzbarkeit, die sich in ihren Gedanken offenbart, erinnern an Lisbeth Sallander in Stieg Larsons Millennium-Trilogie und es verwundert bei Simukkas Spiel mit der Intertextualität nicht, wenn sie ihre Hauptfigur „Ich bin das Kind der heimlichen Liebe von Hercule Poirot und Lisbeth Salander“ (S. 114) sagen lässt. Wie diese beiden kann auch Lumikki sich nicht dem Sog entziehen, trotz des Bewusstseins der Gefahr für Leib und Licht in das Dunkel der blutigen Geldscheine zu bringen und – im Grunde widerstrebend – ihrer Klassenkameradin Elisa zu helfen.
Andererseits trägt die Erzählweise zum besonderen Gelingen dazu bei, aus dem recht einfachen Plot einen so gelungenen Thriller zu machen. Neben der Perspektive Lumikkis werden auch Kapitel aus der Sicht zweier Verbrecher, der toten Natalia sowie von Elisas Vater, dem Polizisten und Informanten der Drogenmafia, erzählt. Dabei werden die Figuren immer psychologisch plausibel und tiefgründig in ihren Handlungsmotiven ausgeleuchtet.
Die einzige Schwäche ist das abrupte Ende, bei dem nicht aufgeklärt wird, was passiert ist, nachdem Lumikki von der Party der Unterweltbosse floh und angeschossen im Schnee zusammenbrach. So bleibt eine Leerstelle über ihre Rettung und wie die Drahtzieher des Mordes an Natalia von der Polizei festgesetzt werden konnten.
Wenn Salla Simukka es schafft, in den beiden Folgebänden die Qualität zu halten und vor allem jeden in sich abgeschlossen enden lässt, darf man sich auf weitere spannende Lesestunden mit dieser unkonventionellen Protagonistin freuen und fragen, welche Rolle nach Rot nun Schwarz und Weiß spielen werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von str.
Veröffentlicht am 01.01.2010