Sir Alex. Ritter ohne Furcht und Ahnung

Autor*in
Peirce, Lincoln
ISBN
978-3-570-17672-6
Übersetzer*in
Spangler, Bettina
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Peirce, Lincoln
Seitenanzahl
288
Verlag
cbj/cbt
Gattung
ComicErzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2020
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Text-Comic-Mixed-Roman, der eine Kinderrittergeschichte erzählt, die bisweilen lustig ist, aber viel erwartbare Handlung hat.

Beurteilungstext

Alex zieht mit ihrem Onkel Budrich als Troubadour durch die Lande. Als sie in die Stadt Begovia kommen, müssen sie feststellen, dass ein böser König die Macht übernommen hat. Alex lernt den angehenden Dichter Karel, die sich zur Zauberin entwickelnde Mellie und den etwas farblosen Simon kennen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in ein Abenteuer, bei dem sie den guten König Georg retten und wieder in Begovia an die Macht bringen.
Diew Geschichte entwickelt sich in relative kurzen Spannungskurven. Die eher kleinen Abenteuer auf dem Weg finden oft ein schnelles Ende, die Lösung entwickelt sich nur selten aus den Fähigkeiten der Kinder heraus, sondern kommt – deus ex machina – von außen. Trotzdem sind viele Wendungen vorhersehbar. Immer wieder scheint eine ironische Brechung das Erzählte zu konterkarieren, was ja schon im Untertitel mit der Verbindung von „ohne Furcht und Ahnung“ sichtbar wird. So richtig ernst wird das Handlungsgeschehen also nicht; damit fehlt der Erzählung aber auch die Würze und es entsteht zwar manche witzige Fügung, ohne dass die Witze die fehlende Spannung wettmachen.
Interessant ist das Erzählkonzept. Kurze Textpassagen wechseln sich mit Comicpanels ab, sodass auf einer Buchseite oft 3 - 4 Wechsel des Erzählmediums stattfinden. Der Erzähltext ist intern fokalisiert und erzählt das Geschehen aus Alex' Sicht. Die Erzählsprache ist etwas anbiedernd „cool“, was aber nicht überzeugt: „Wir vier versammelten uns also um den Kamin, wo Murmel … äh … nun ja. Er schnarcht wie ein Troll mit schlimmem Schnupfen.“ (S. 86) Die sprachlichen Bilder sind manchmal überzeugend, oft aber auch etwas schief geraten. Die Panels sind Schwarz-Weiß-Zeichnungen, stellen meist die Figuren in den Mittelpunkt, die schematisch gezeichnet sind und mit wenigen Strichen ausdrucksvolle Gesichter bekommen. In der Regel gibt es Sprechblasen, sodass Dialoge teilweise in die Panels gelegt werden. Die Übergänge zwischen dem intern fokalisierten Erzähltext und den extern fokalisierten Panels ist bisweilen etwas mühsam und wirkt nicht besonders dynamisch. Interessanter ist die Erzählweise, wenn in den Panels Rückblenden oder „Geschichten“ erzählt werden.
Immer wieder kommen in dem Buch Passagen gebundener Sprache vor, entweder in Form von Liedern oder Sagen. Diese sind sehr irritierend, weil sowohl Rhythmus als auch Reime sehr holpern:
„Das Königreich von Begovia
war wohlhabend und frei.
Der gute Georg regierte das Land,
und Glück ward allen zuteil.“
Ist diese Holperei intendiert? Soll sie auch eine ironische Brechung sein? Oder ist in der Übersetzung nicht gelungen, die gebundene Sprache angemessen ins Deutsche zu übertragen?
Insgesamt mag das Buch für das ein oder andere Kind, das sich durch Gregs Tagebuch an Text-Comic-Mixed Erzählweisen gewöhnt hat, dieses Buch lesen und dabei auch ein Vergnügen an den Figuren entwickeln. Aber einen besonders nachhaltigen Eindruck wird es nicht hinterlassen und sicher auch von manchen Kindern nach einigen Seiten beiseite gelegt werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 24.10.2023