Silberjunge

Autor*in
Ohlson, Kristina
ISBN
978-3-570-16351-1
Übersetzer*in
Dahmann, Susanne
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
253
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Aladdins Eltern haben Geldsorgen. Sollten sie vielleicht Schweden verlassen und in der Türkei noch einmal neu anfangen? Und wer stiehlt ständig Essen aus ihrem Restaurant? Die Flüchtlinge im Hafen? Was hat es mit dem geheimnisvollen Jungen auf sich, den nur Aladdin zu sehen scheint? Und kann es Aladdin und seinen Freundinnen gelingen, den mysteriösen Silberschatz von Ahus zu finden?
Eine spannende Geschichte um Emigration, Moral und die Frage: “Wie wollen und wie können wir leben?”

Beurteilungstext

Vor zehn Jahren sind Aladdins Eltern aus der Türkei nach Ahus in Schweden gekommen. Sie haben ein beliebtes Restaurant aufgebaut, der inzwischen 12-jährige Aladdin ist in Schweden aufgewachsen. Er möchte dort bleiben. Doch die Eltern haben wirtschaftliche Probleme. Haus und Hausboot sind schon verkauft, beide arbeiten den ganzen Tag hart und haben keine Zeit für Aladdin, und doch reicht das Geld immer noch nicht. Warum nicht, wird in der Geschichte leider nicht ganz klar. Zum Entsetzen Aladdins planen seine Eltern hinter seinem Rücken, Schweden zu verlassen und in die Türkei zurückzukehren. Zu allem Überfluss wird in letzter Zeit aus dem Restaurant ständig Essen gestohlen. Vielleicht von den Flüchtlingen, die im Hafen auf einem Schiff leben? Schließlich hat Aladdin schon öfter diesen ärmlich wirkenden Jungen beim Restaurant gesehen. Der Druck auf Aladdin wächst, und als er in der Schule von einem vor hundert Jahren verschwundenen Silberschatz erfährt, setzt er alle Hoffnung auf diese Karte: Er will mit seinen Freundinnen Billie und Simona diesen Schatz finden, um die Geldprobleme der Familie zu lösen und in Schweden bleiben zu können.
Aladdin, Billie und Simona müssen gleich drei Kriminalfälle lösen. Erstens: Wer stiehlt das Essen aus dem Restaurant? Zweitens: Wer ist der geheimnisvolle Junge, der nicht spricht und wie aus dem Nichts auftaucht und verschwindet? und drittens: Wo ist der Silberschatz? Auch der wurde einst gestohlen und hat gleich zwei Familien ins Unglück gestürzt. Die Kinder recherchieren, befragen Menschen in ihrer Stadt und machen sich nebenbei viele Gedanken um Recht und Unrecht, um Not und Hilfsbereitschaft und darum, warum man an welchem Ort leben möchte.
Kristina Ohlsons Erzählung ist spannend geschrieben. Ein bisschen Kriminalgeschichte, ein bisschen Übersinnliches, ein bisschen Freundschaft und Familie hat sie zu einem stimmigen Ganzen zusammen gefügt. Ihre Protagonisten sind sehr abwechslungsreich und vielschichtig gestaltet. Sie sind verschieden alt, leben in unterschiedlichen Lebenswelten, sind meistens mehr, manchmal weniger sympathisch, doch sie alle versuchen, gute Menschen zu sein. Interessant ist z.B., dass Aladdins Eltern, als sie bestohlen werden, zwar den Schaden für sich selbst sehen, aber den unbekannten Dieb rechtfertigen, weil sie davon ausgehen, dass es ein Flüchtling in Not ist. Und Simonas Vater versucht auf die Bitte seiner 12-jährigen Tochter hin ernsthaft, einen Auftrag für Aladdins Eltern in die Wege zu leiten, der ihre Existenz sichern würde. Auch bei den Überlegungen, wie der Silberschatz damals verschwunden ist, betonen alle beteiligten Erwachsenen immer wieder, dass es zwar Verdächtige gegeben habe, dass das aber noch lange kein Beweis ist. Sie stellen Fakten gegenüber, ohne ein Urteil zu fällen. Diese zwischenmenschlichen Kompetenzen überzeugen.
“Silberjunge” ist ein spannendes, tiefgründiges Buch vor dem aktuellen Hintergrund der Flüchtlingskrise.

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Diese Rezension wurde verfasst von spra.
Veröffentlicht am 01.10.2015